Routinen

Jürgen Pagel

Routinen - Sicherheit und Verlässlichkeit

Vieles im Leben läuft routiniert ab – weil man es sich besser merken kann und weil es das Leben leichter macht. Halten Sie das auch beim Fotografieren so. Je mehr Sie diese Routinen verinnerlichen, desto sicherer werden Sie und desto mehr können Sie sich auf Ihre Motivwahl konzentrieren.

Routine 1
Die Close-up-Fotografie im Besonderen erfordert eine Anpassung verschiedenster Parameter. Davon ausgehend, dass Sie nicht den Rest Ihres Lebens mit der Close-up-Fotografie verbringen wollen, kann das Belassen der Einstellungen nach einem Shooting schnell dazu führen, dass Sie bereits einige Bilder verschossen haben, bevor Sie merken, dass weder die ISO noch die Blende ihre beabsichtigte Bildwirkung erzielen.

Setzen Sie deswegen Ihre Kamera immer auf die Standardeinstellungen zurück.

Natürlich müssen Sie keinen vollständigen Reset durchführen. Vielmehr sind damit die Einstellungen gemeint, die Sie mit Drehrädern oder im Quickmenü voreinstellen können.
Die besten Ausgangswerte sind:
1. native ISO (100-200 je nach Kameratyp)
2. A-Modus
3. f/5.6 oder f/8.0
4. alle Fokusfelder oder zentrierter Fokus – je nachdem, was Sie bevorzugen
5. Zoom einfahren
6. RAW-Modus, wenn Sie zwischendurch im JPEG-Modus fotografiert haben sollten

Routine 2
Sie kommen von einem Outdoor-Einsatz zurück und Ihre Ausrüstung ist verschmutzt. Nicht nur, dass Sie Gefahr laufen, dass Sand und Staub den Linsen Objektiven einen Schaden zufügt. Sondern Sie haben beim nächsten Mal den Schmutz an den Händen und überall in Ihrem Rucksack. Sollte Ihnen bei Ihrem Einsatz etwas verloren gegangen sein, haben Sie noch am gleichen Tag die Chance, Ihr Ausrüstungsteil wieder zu erlangen. Wenn nicht, bleibt Ihnen bis zum nächsten Einsatz vielleicht genug Zeit, um Ersatz zu beschaffen.

Unterziehen Sie Ihre Ausrüstung nach jedem Einsatz einer Sicht- und einer Vollzähligkeitskontrolle.

Routine 3
Halbvolle Akku’s sind mir persönlich ein echtes Greuel. Man weiß nie genau, wie lange die Restladung noch ausreicht. Nichts ist schlimmer, als wenn Ihnen mitten im Shooting der „Saft“ ausgeht und der Ersatz-Akku zu Hause liegt. Gleiches gilt übrigens auch für die Speicherkarten. Formatieren Sie diese VOR dem nächsten Einsatz.

Laden Sie Ihre Akkus stets voll auf. Für die Haltbarkeit Ihres Akku’s spielt das nur eine sehr geringe Rolle.

Routine 4
Das Wetter kann Ihnen schon mal einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Das Motto, es gäbe kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte bzw. falsche Bekleidung stimmt zwar im Grunde, jedoch berücksichtigt es nicht, dass Sie vielleicht im Besitz einer nicht wetterfesten Kamera und eines nicht wetterfesten Objektives sind. 

Deswegen schauen Sie sich am Abend vorher den Wetterbericht für den nächsten Tag an, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

Routine 5
Aufgeben war gestern.

Geben Sie nicht zu schnell auf.

Fotografie ist bisweilen ein Geduldsspiel und manchmal lohnt es sich, noch ein paar Minuten zu warten, um ein noch besseres Bild machen zu können. Für die Fotografie benötigen Sie Zeit. Für besonders gute Fotografie benötigen Sie besonders viel Zeit.

Routine 6
Man fährt irgendwo hin und es ist nicht so, wie man es erhofft hat. Ich denke, das hat schon jeder Fotograf oder Filmer erlebt. Zu viele Menschen, schlechtes Licht, das falsche Equipment – was auch immer.

Kommen Sie wieder.

An einem anderen Tag, in einem anderen Jahr, zu einer anderen Zeit. Ein anderer Sonnenstand, weniger Menschen können ein Bild enorm bereichern. Lassen Sie sich die Chance auf ein besseres Bild nicht entgehen.

Routine 7
Stellen Sie sicher, das nach dem Fotografieren auch die Bildauswahl passt. Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren eine ganze Serie und stellen zu Hause am Computer fest, dass Sie eine – sagen wir – unglückliche Bildauswahl getroffen haben. Zu eng zum Beschneiden oder teilweise unscharf.
Noch vor Ort hätten Sie das korrigieren können. Zu Hause ist der Zug abgefahren. Deswegen

nutzen Sie die Bildvorschau Ihrer Kamera.

Und zwar bei jedem Bild. Zoomen Sie kurz hinein, u die Schärfe zu kontrollieren und machen Sie ausreichend Bilder aus anderen Perspektiven. Haben ist besser als brauchen.

Routine 8
Stellen Sie sich die alles entscheidende Frage:

Warum fotografieren Sie dieses Motiv?

Warum genau machen Sie genau dieses Foto? Wenn Sie das nicht spontan beantworten können, werden die Bilder nichts. Wie können Sie dieses Motiv bestmöglich fotografieren? Das klingt schon fast philosophisch, verhindert aber, das Sie jeden Sch..... fotografieren.

Routine 9
Was wollen Sie eigentlich fotografieren? Was ist Ihr Ziel?

Bereiten Sie sich vor.

Schauen Sie sich im Vorfeld einige Locations beispielsweise in Google an. Lesen Sie, was andere fotografiert haben und schauen Sie sich an, wie und ob ihnen das gelungen ist. Das heißt nicht, dass Sie zwingend an Ihrem Vorhaben festhalten müssen. Natürlich können und dürfen Sie einen Plan auch einmal ändern. Aber selbst diese Änderung fällt Ihnen mit der entsprechenden Vorbereitung leichter.

Routine 10
Gehen Sie auch mal ohne Kamera raus.

Wir Fotografen tendieren dazu, ständig auf der Suche nach dem ultimativen Schnappschuss zu sein und kommen uns ohne unsere Kamera irgendwie nackt vor. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass Sie womöglich auch Kinder und vielleicht auch einen Partner oder eine Partnerin haben, die Aufmerksamkeit benötigen.
Alles und immer fotografieren zu wollen führt zwar zu vielen Fotos, aber zu sehr wenig guten Bildern.

© Jürgen Pagel 2022


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In der banalen Fotografie geht es nicht um das Ergebnis. Hier ist der Prozess des Fotografierens entscheidend. Oder eher die Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen und in einfachen Sachen das Schöne zu finden. Oder ein nur darum, Hässliches zu fotografieren. Ob der Betrachter das auch interessant findet, liegt nicht in der Macht, aber auch nicht in der Absicht des Fotografen. Keineswegs ist es eine Ausrede für schlechte Bilder und es geht nicht darum, schlechte Bilder schön zu reden. Banale Fotografie ist vielmehr eine Schulung für die eigenen Augen und Sinne.
Frau mit Kamera auf Safari
von Jürgen Pagel 4. November 2024
Du kennst das sicher. Jeder Fotograf und jede Fotografin kennt das - ein Tag der Lustlosigkeit. Am Wochenende Zahnschmerzen gehabt, das Knie schmerzt und der Rücken zwickt. Kein Bock zum Fotografieren. Eigentlich nicht weiter schlimm. Aber sich dem Hinzugeben ist mir zuwider. Also den Hund und die Kamera geschnappt und das 100mm f/1.5 von TTArtisan aufgeschraubt (M42 auf Adapter für den X-Mount) - also auf die Kamera, nicht auf den Hund. Das Wetter nicht so toll. Kalt, feucht und diesig, erst gegen Mittag kam die Sonne hervor.
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Wir Fotografen wissen es schon längst: "Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf". Dieser mittlerweile "phrasenhafte" Satz, für den 5 Euro in's sogenannte Phrasenschwein geworfen werden müssen, ist einerseits richtig, andererseits jedoch erläuterungsbedürftig. Fotografieren hat enorm viel mit Sehen zu tun. Sehen lernen und sehen können ist der Schlüssel für spannende, emotionale, dokumentarische, erlebnisbehaftete und technisch gute Fotografien (gleiches gilt übrigens auch für die Videografie). Und zusätzlich zu der gehörigen Portion des Sehens kommt noch eine ordentliche Prise Licht dazu. Dieser Mix ist es, der neben der Bildbearbeitung, die eigentliche Fotografie ausmacht.
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Einfach nur da sein. Da sein am Ort, auf der Straße, im Wald, auf dem Feld – egal. Wo auch immer. Das ist das wichtigste Rüstzeug für die Fotografie. Da sein. Wer immer nur in den eigenen vier Wänden sitzt, steht oder liegt, hat es komfortabel. Du machst heute das Gleiche wie gestern. Das ist sogar sehr komfortabel. Aber du bist nicht da. Nicht da, wo etwas ist, was sich nicht wiederholen wird, das einmalig ist. Nur jetzt und heute. Morgen ist es vollkommen anders. Es zählt einzig der Moment. Das Hier und Jetzt. Genau in diesem Moment.
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