Die unbequemen Wahrheiten in der Fotografie

Jürgen Pagel

Unbequeme Wahrheiten oder Dinge über die niemand gerne spricht

Es gibt Dinge, über die niemand gerne spricht - wohlwissend, das sie wahr sind und es besser wäre, sich damit auseinanderzusetzen.

Dazu gehören beispielsweise

  • Gratis arbeiten

Oft gehört: Arbeite nicht gratis! Warum eigentlich nicht? Selbstverständlich darfst du gratis arbeiten, nämlich aus folgenden Gründen:

Portfolio aufbauen. Du beginnst mit der Fotografie oder erstellst deine erste eigene Website. Du willst die Fotografie professionalisieren und möchtest künftig für Kunden arbeiten. Aber du hast noch keinen Auftrag, kein Portfolio. Nichts, was du einem potentiellen Kunden präsentieren kannst.

Projekte fotografieren. Für deine eigenen fotografischen Projekte, die der Selbstverwirklichung, dem Lernprozess, deiner Optimierung dienen, wird dich niemand bezahlen. Also arbeitest du selbstverständlich vollumfänglich gratis, weil dir das am Herzen liegt.

Merke: Arbeite gratis, aber nicht umsonst. Arbeite nicht billig, denn das macht die Preise kaputt und Freunde machst du dir damit auch nicht.


  • Scheiß auf's Equipment


Was sich zunächst polemisch erscheint, trifft den oft zitierten Kern: Eine bessere Ausrüstung macht nicht zwingend die besseren Bilder. Ein Anfänger macht mit einer 5.000-Euro-Kamera keine besseren Bilder. Der erfahrene Profi, der seit 20 Jahren mit der Kamera ins Bett geht schon. Denn der weiß die Vorzüge, wie einen verbesserten Autofokus oder kürzeste Belichtungszeiten optimal zu nutzen.
Es ist zunächst vollkommen egal, ob auf einem Blitz Godox oder Rollei draufsteht. Solange du Indoor mit einem Regenschirm davor fotografierst, spielt das überhaupt keine Rolle.
Mit der Zeit wirst du merken, worin der Unterschied bei einem Stativ für 30 Euro gegenüber einem für 300 Euro oder einem Aufsteckblitz für 70 Euro gegenüber einem Outddorblitz für 600 Euro zu suchen ist. Wenn dein günstiges Stativ bis dahin kaputt ist, kannst du dir ein Teureres kaufen.

Merke: Das Equipment ist Mittel zum Zweck. Viel entscheidender sind deine Skills, deine Mission und deine Kreativität.


  • Es gibt keinen heiligen Gral der Fotografie


Auch wenn uns das viele - v.a. die Hersteller - weismachen wollen: Es gibt keinen heiligen Gral in der Fotografie. Regeln über Farbgestaltung, Drittelregel, goldener Schnitt - alles prima und richtig und ja, man sollte solche Regeln tatsächlich kennen. Du kannst Bücher lesen ohne Ende. Wenn du nicht rausgehst und fotografierst, nutzt dir das ganze Wissen nichts.


Merke: Regeln sind wichtig. Brich sie, sobald du sie beherrschst. Nichts ist, wie es scheint. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wenn dir das Bild gefällt (und womöglich einem Kunden auch), spielen die Regeln, nach denen du das Bild erstellt hast keine Rolle mehr.


  • Hör auf dem dem Social Media Gedöns


Likes verkaufen keine Bilder. Es ist irrig anzunehmen, dass du massenweise Anfragen aus deinen Instagram-Posts erhältst. 1.000 Likes machen keine Auftrag. 2.000 auch nicht. 100.000 vielleicht die eine oder andere Anfrage. Es ist extrem mühselig und bindet unfassbar viel Zeit - Zeit, die dir für das Fotografieren auf immer verloren geht.


Merke: Likes verkaufen keine Bilder. Fotografiere nicht der Likes wegen, sondern forciere die Bekanntheit deiner Website und kontaktiere potenzielle Kunden persönlich im direkten Kontakt.


  • Es gibt kein Talent


Lese dazu auch gerne meinen Beitrag im Blog https://www.lichtwerk.design/braucht-es-talent-zum-fotografieren.

Spaß und Üben sind der Schlüssel, nicht irgendein Talent. Der eine lernt schneller, der andere braucht etwas länger. Mit Talent hat das nichts zu tun.


Merke: Jeder kann Fotografieren!


  • Wenn deine Bilder nicht gut sind, liegt das an dir


Zwei Hauptgründe dafür: Faulheit und fehlende Visionen.

Faulheit ist, wenn du nicht experimentierst, immer das Gleiche fotografierst. Visionen führen dich zum Ausprobieren, zum Experimentieren. Ohne Visionen hast du kein Ziel und fotografierst am Ende jeden Scheiß.


Merke: Sei Visionär. Fotografiere nicht immer das Gleiche, nur weil es mal funktioniert hat. Sei mutig, wechsele die Perspektive. Versuche dich auch an Themen, die dir auf den erstten Blick befremdlich erscheinen.


  • Investiere in dich selbst


Besuche Ausstellungen, analysiere Bilder anderer Fotografen. Geh' auf die Straße und fotografiere. So kommst du mit Menschen in Kontakt, lernst neue Leute kennen und bekommst Meinungen, die weit über deinen Bekanntenkreis hinausgehen. Denn die trauen sich in der Regel nicht, dich offen zu kritisieren.
Besuche Workshops bekannter Fotografen, schau dir YouTube-Videos an und denke über das Vermittelte nach. Anschließend machst du dich an die Umsetzung.


Merke: In dich zu investieren ist jeden Cent wert.


  • Fotografie ist einfacher als wir Fotografen zugeben wollen


Zwei Aspekte spielen bei der Fotografie eine Rolle: der Entstehungsprozess eines Bildes, die Geschichte dahinter (wobei nicht jedes Bild eine Geschichte haben muss) und das technische Fotografieren. Letzteres ist denkbar einfach und besteht nur aus dem Drücken eines Knopfes.

Der Entstehungsprozess eines Bildes ist wohl etwas komplexer. Aber auch das muss man nicht unnötig verkomplizieren. Du siehst etwas und drückst auf den Knopf. That's all.
Wenn du mit der Fotografie Geld verdienen musst, kommst du nicht umhin, dich mit Bildsprache und gestalterischen Komponenten auseinanderzusetzen. Aber das macht das Fotografieren an sich nicht komplizierter.


Merke: Fotografie ist denkbar einfach - komplex aber keineswegs kompliziert.


  • Höre auf mit den Selbstzweifeln


"Die anderen sind viel besser" oder "ich lerne das nie". Kennst du das? Dann hast du Selbstzweifel. Hör auf damit. Kein Meister ist jemals vom Himmel gefallen. Der Weg kann sehr lang sein - wenn du nur klitzekleine Schritte machst oder ein, zwei große in einem Jahr. Andere sind nicht besser. Sei überzeugt von dem, was du tust. Jage nicht irgendwelchen Likes von Leuten hinterher, die vom dem, was sie da liken, keine oder wenig Ahnung haben..


Merke: Sei überzeugt von dem, was du tust. Tue es mit Hingabe und tue es gerne.



  • Live is a Journey


Das Leben ist eine Reise. Viele Stationen füllen diese Reise mit Leben. Manche Stationen braucht man zwingend, andere stellen sich als überflüssig heraus. So ist das nun mal. Und schlimm ist es schon mal gar nicht.


©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58 Photographie

Eleganter Mann am Telefon
von Jürgen Pagel 20. Februar 2025
Als Fotograf und Dienstleister sehen Sie sich nahezu täglich im Umgang mit Ihren Kunden Diskussionen gegenüber, die Ihnen nicht nur das Leben und Ihre Arbeit schwer machen, sondern die leider allzu oft auch ein hohes Konfliktpotential haben. Konflikte gehören im Beruf wie auch im Privatleben zum Alltag. Dabei sind diese nicht grundsätzlich schlecht. Damit sie nicht eskalieren, braucht es Konfliktmanagement. Ziel des Konfliktmanagements ist nicht, den Streit zu gewinnen, sondern gegenseitiges Verständnis zu wecken und für beide Seiten sinnvolle Kompromisse einzugehen.
von Jürgen Pagel 18. Februar 2025
Ein USP (Unique Selling Proposition) ist das einzigartige Verkaufsversprechen eines Produkts, einer Dienstleistung oder einer Marke. Es beschreibt das besondere Merkmal oder den Vorteil, der das Angebot von der Konkurrenz abhebt und für die Zielgruppe attraktiv macht.
Business Portrait
von Jürgen Pagel 12. Februar 2025
Wenn Mitarbeiter fotografiert werden sollen, taucht immer wieder ein Problem auf: Sie sind selten alle gleichzeitig vor Ort. Gerade in Handwerksunternehmen mit 20 MitarbeiterInnen und mehr stellt es den Fotografen vor die Herausforderung, möglichst identische Lichtsituationen zu schaffen. Wir haben praktisch nie an drei verschiedenen Tagen exakt die gleichen Lichtverhältnisse. Auch Lightroom bzw. Photoshop sind keine Hilfe, da es nicht am Hintergrund, sondern an der Ausleuchtung des Gesichts bzw. des Körpers liegt. Das kann nur gelingen, wenn die Umgebung (Reflexion) identisch ist und natürliche Lichtquellen so weit wie möglich ausgeschlossen werden. Ich persönlich setze dabei auf Blitzlicht, ggf. als diagonales Zangenlicht, um eine gleichmäßige Ausleuchtung ohne Fremdeinflüsse zu garantieren.
Fujifilm Kamera
von Jürgen Pagel 9. Februar 2025
In der Welt der Fotografie wird oft das Vollformat als das Maß aller Dinge betrachtet. Doch APS-C-Sensoren haben sich längst einen festen Platz in der Branche gesichert und bieten zahlreiche Vorteile, die sie für viele Fotografen zur besseren Wahl machen. Ob Einsteiger, Reise-, Sport- oder Naturfotograf – APS-C-Kameras haben mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Hier sind die fünf wichtigsten Vorteile von APS-C-Sensoren gegenüber Vollformatsensoren.
Schönes Model
von Jürgen Pagel 8. Februar 2025
Es gibt sie noch, diie KI kann sie nicht ersetzen - schöner und anmutiger denn je. Die Models. Wer sich in der Portraitfotografie verbessern möchte, kommt am TFP - Time for Print - nicht vorbei. TFP steht für "Time for Prints". Das heißt, dass der Fotograf seine Arbeitszeit gegen die Rechte an den entstandenen Fotos eintauscht. Das Model bekommt die Fotos als Honorar. Das ist vor allem bei kostenlosen Shootings üblich. TFCD steht für "Time for CD", also für die Aushändigung der erstellten Aufnahmen auf CD anstelle von ausgedruckten Fotos. Oft werden die Fotos auch per Download über das Internet dem Model exklusiv zur Verfügung gestellt. Damit später keine Streitigkeiten entstehen, muss ein Modelvertrag (Model Release) unterschrieben werden. Darin halten Fotograf und Model ihre jeweiligen Absichten schriftlich fest.
von Jürgen Pagel 8. Februar 2025
Seit Erfindung des Unternehmertums im 18. Jahrhundert dauert die Diskussion darüber an, ob das sich fokussieren auf ein oder wenige Produkte oder eine breite Aufstellung mit einem umfassenden Angebot die bessere Wahl ist. Wie meistens ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten. Wenn es einfach wäre, gäbe es ausschließlich erfolgreiche Unternehmer und Unternehmerinnen, die alles richtig gemacht hätten. Dem ist aber nicht so. Radio Eriwan würde in diesem Fall darauf antworten: „Im Prinzip ist beides richtig. Es kommt drauf an …“. Und genau so ist es. Welche Entscheidung die Richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von welchen erfährst du in dem Blogbeitrag!
Zucchiniblüten
von Jürgen Pagel 7. Februar 2025
"Ich habe Angst, im Kundengespräch meinen Preis zu nennen, wenn das Gespräch darauf kommt." "Was ist, wenn ein Kunde den Preis ablehnt?“ "Mir ist das Geld gar nicht so wichtig. Ich möchte vor allem den Auftrag bekommen". So oder ähnlich lauten die Argumente im Mentoring. Das Nennen des Wertes einer Dienstleistung ist für viele Auftragnehmer ein echter Angstgegner. Das war es auch für mich viele Jahre. Dabei ist die Kommunikation von Preisen ein entscheidender Aspekt im Marketing und Vertrieb. Nur wer den Preis richtig kommuniziert, kann Kunden gewinnen und den Wert der Dienstleistung oder seines Produkts betonen. Oft ist diese Angst sogar begründet, weil der Preis nicht korrekt ermittelt, nicht kalkuliert wurde, sondern sich ausschließlich an dem der Konkurrenz orientiert. Gerade bei höherpreisigen Angeboten steht dann der Anbieter nicht hinter seinem Preis und wirkt bei Nachfragen des Kunden sofort verunsichert.
Liebesschlösser an einer Brücke, festgehalten von einem Fotografen
von Jürgen Pagel 6. Februar 2025
Wie unterscheidet sich der Fotograf von einem Hobbyknipser? Das hast Du Dich sicher auch schon einmal gefragt. Nach der Novellierung der Handwerksordnung 2003 darf sich jeder als Fotograf bezeichnen und die Fotografie als selbständiges Gewerbe ausüben, ohne einen Meisterbrief benötigen zu müssen. Die Berufsbezeichnung Fotograf ist jedoch nach wie vor gesetzlich geschützt, was bedeutet, dass man sich nicht als Fotografenmeister bezeichnen darf, ohne eine entsprechende Qualifikation. Trotzdem ist es erlaubt, sich als Fotograf zu bezeichnen, auch wenn man keine formale Ausbildung in diesem Bereich absolviert hat. Aber was ist nun ein Fotograf? Ganz einfach. Ein Fotograf ist eine Person, die Fotografien anfertigt. Fotografen gestalten statische oder bewegte Bilder für verschiedene Zwecke. Sie sind Spezialisten für die visuelle Darstellung von Personen, Objekten und Ereignissen und erfassen Momente durch den gezielten Einsatz von Licht, Perspektive und Kreativität. Soweit Wikipedia.
Farbpalette mit Bezug auf vier Kundentypen
von Jürgen Pagel 5. Februar 2025
In jedem Bereich, ob Marketing, Vertrieb oder Führung von Mitarbeitern, ist es essenziell, sein Gegenüber bestmöglich einzuschätzen. Ob beim Verkaufen von Produkten, Ideen, Visionen oder schlichtweg von sich selbst – die Persönlichkeit der verschiedenen Parteien spielt eine entscheidende Rolle. Mit dem richtigen Gesprächsansatz, der richtigen Catchphrase oder dem richtigen Gesprächsschwerpunkt kann man den Gesprächspartner womöglich entscheidend in eine bestimmte Richtung lenken. Um den richtigen Weg zu wählen, ist es hilfreich, Menschen verschiedenen Typen zuzuordnen. Dafür gibt es zahlreiche Typen-Modelle.
Smartphone als Playstation mit explodierender Grafik
von Jürgen Pagel 19. Januar 2025
Der Grund, warum ich dieses Thema zum wiederholten Male aufgreife, liegt an der bisweilen – sagen wir es vorsichtig – eigenartigen Argumentation von potenziellen Kundinnen und Kunden, die den Nutzen eines Einsatzes von großen, „richtigen“ Kameras bisweilen nicht nachvollziehen können. Daraus entstehen dann Irrtümer nicht nur hinsichtlich er zu erwartenden Ergebnissen, sondern leider auch in finanzieller Hinsicht. Es ist für viele Kundinnen und Kunden nicht nachvollziehbar, warum der Fotograf oder die Fotografin für ihren Einsatz 200 Euro und mehr pro Stunde in Anrechnung bringen, wo man das alles doch mit einem Smartphone deutlich schneller und einfacher erledigen könnte. Und genau hier entstehen die meisten Gedankenfehler.
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