Wenn bei einem Auftrag etwas schief läuft

Jürgen Pagel

Ging bei Dir schon mal ein Projekt richtig schief?

Unter uns, in den letzten fünf Jahren ist mir das bisher nur einmal passiert. Aber genau das möchte ich mit Dir teilen. Aus gutem Grund. Denn ich habe daraus gelernt und ich möchte, dass Du aus meinen Erfahrungen profitierst.

Was war geschehen?
Ein Kunde beauftragte mich, ein Produktshooting durchzuführen. Es handelte sich dabei um rot, grau und weiß beschichtete Drahtkörbe. Jeder Korb sollte für einen Internetauftritt idealerweise aus drei Perspektiven dargestellt werden.
Vielmehr war nicht bekannt. Zeitvorgabe war irgendwann in zwei bis drei Wochen.
Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, was der Kunde genau wollte und ich habe mich darauf eingelassen, ohne weiter nachzufragen – übrigens entgegen meiner sonstigen Gewohnheit.
Also Körbe abgeholt, Hintergrund vorbereitet, fotografiert. Die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend. Das Problem ist der unvermeidbare Schattenwurf, der sich trotz (eigentlich) perfekter Beleuchtung auf jeder Art von Hintergrund – egal ob weiß auf schwarz, weiß auf weiß (was sowieso tatsächlich nicht gut aussieht) oder grau auf schwarz oder weiß – abzeichnet, nicht vermeidbar ist. Das bedeutet enorm viel Nacharbeit, denn bei Körben mit Dutzenden von Streben sind natürlich auch die Schatten mannigfaltig. Das in Photoshop zu korrigieren, ist eine pure Sträflingsarbeit. Dennoch – Projekt nach etwas Verzögerung abgeliefert, Kunde nicht wirklich zufrieden. Wobei und das war das eigentliche Problem, die Kommunikationsschiene nicht wirklich funktionierte. 
Neues Shooting mit anderen Hintergründen und Unterlagen gemacht, ordentlich getrickst und wieder versendet. Reaktion? Keine. Bis heute nicht. Egal ob E-Mail, SMS, Anruf – keine Reaktion.

Was lernen wir (Du und ich) daraus?
1. Weiche nicht von Deinen Grundsätzen ab und mache ein umfangreiches Briefing!
Mache mit dem Kunden ein ordentliches, umfangreiches Briefing. Um was geht es? Wie sollen die Fotos aussehen? Wie viele Aufnahmen sind gefordert? Welche Art von Hintergrund ist gewünscht und wie soll das Im Medium (hier Homepage) dargestellt werden? Ist eine Freistellung notwendig oder werden die Bilder 1:1 übernommen werden? Bis wann soll das Projekt fertig sein? Wie und über welche Kanäle läuft die zu erwartende Kommunikation? Welche sonstigen Fristen gilt es zu beachten?
All das brauchst Du für Deine Kalkulation des Preises. Wir hatten uns auf einen Fixpreis geeinigt. Das kann man so machen und war für mich grundsätzlich in Ordnung. Aber durch die vielen Nachbearbeitungen ist der vereinbarte Preis bereits um ein Vielfaches überschritten und eine Nachberechnung war erstens ausgeschlossen und entspricht zweitens nicht meiner Philosophie.

2. Bestimme den Preis nicht, ohne dass Du genau weißt, was an Arbeit auf Dich zukommt. Und wenn Du das weißt, dann gestalte zuerst ein Angebot und warte die Antwort ab, bevor Du eine Zusage erteilst. Dabei kommt es darauf an, wie Du Deine Preise gestaltest. Bist Du jemand, der jeden einzelnen Handgriff, jedes Detail gesondert abrechnet oder tendierst Du dazu (so wie ich) den Aufwand im Gesamten zu kalkulieren und dann einen Pauschalpreis anzubieten? Alles ist möglich und es gibt sicherlich nichts Falsches oder Richtiges. Nur birgt eben der Pauschalpreis die Gefahr, dass notwendige Zusatzarbeiten oder unerwartete Schwierigkeiten bei der Ausführung, schnell aus dem Ruder laufen.

3. Fange nicht an, bevor Fristen und Kommunikationswege eindeutig geklärt sind. Ansonsten läufst Du Gefahr, dass sich so ein vermeintlich lukrativer Auftrag über Wochen und Monate hinzieht und die Ergebnisse am Ende für beide Seiten nicht zufriedenstellend sind. Das ist schlecht für den Kunden und vor allem schlecht für Deine Reputation, auch wenn Du am Ende gar nichts dafür kannst.

4. Verzichte NIEMALS – ich betone NIEMALS – siehe Punkt 1. auf das Briefing. Es ist für beide Seiten von größter Wichtigkeit zu wissen, was Du willst und was der Kunde will. Das Briefing ist die meist letzte Gelegenheit, Unklarheiten aus dem Weg zu räumen, die eigene Kalkulation zu optimieren und die erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass beide Seiten nach erfülltem Auftrag vollkommen zufrieden sind.

In der Anlage habe ich eine Mindmap beigefügt, welche die o.g. Punkte noch einmal verdeutlicht.
Mindmap für die Auftragsfotografie

©2024 Jürgen Pagel | Neunzehn58

Neunzehn58 Photographie

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Es gibt sie noch, diie KI kann sie nicht ersetzen - schöner und anmutiger denn je. Die Models. Wer sich in der Portraitfotografie verbessern möchte, kommt am TFP - Time for Print - nicht vorbei. TFP steht für "Time for Prints". Das heißt, dass der Fotograf seine Arbeitszeit gegen die Rechte an den entstandenen Fotos eintauscht. Das Model bekommt die Fotos als Honorar. Das ist vor allem bei kostenlosen Shootings üblich. TFCD steht für "Time for CD", also für die Aushändigung der erstellten Aufnahmen auf CD anstelle von ausgedruckten Fotos. Oft werden die Fotos auch per Download über das Internet dem Model exklusiv zur Verfügung gestellt. Damit später keine Streitigkeiten entstehen, muss ein Modelvertrag (Model Release) unterschrieben werden. Darin halten Fotograf und Model ihre jeweiligen Absichten schriftlich fest.
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