Was ist der Unterschied zwischen JPEG und RAW?

Jürgen Pagel

Was ist der Unterschied zwischen JPEG und RAW?

In Anfängerkreisen entbrennen immer wieder Diskussionen, ob in JPEG oder in RAW fotografiert werden sollte, was OOC/ SOOC bedeutet und welche Qualitätsunterschiede es gibt. Dabei ist die Diskussion, welche Formate richtig oder falsch sind, der falsche Ansatz. Hier nun eine kurze Erklärung der Formate.

Was ist ein RAW-Format?
Beim Kameraformat RAW entfällt die kamerainterne Bearbeitung, so dass die Dateien mehr Tonwert- und Farbinformationen enthalten. RAW-Dateien sind keine Fotografien, sondern Dateien. Vergleichbar ist das mit einem nicht entwickelten analogen Film zu Zeiten der SLR (analoge Spiegelreflexkamera). RAW-Dateien müssen bearbeitet bzw. „entwickelt“ werden. Dies geschieht in der Regel mit RAW-Konvertern. Die bekanntesten Software-Programm dazu sind sich Lightroom und Photoshop von Adobe, die ausschließlich als Abonnement-Version zur Verfügung stehen. RAW-Formate lassen sich deutlich besser und umfangreicher bearbeiten, als dies bei JPEG-Formaten der Fall ist.
Des Weiteren gibt es noch Capture One (eine zwischenzeitlich sehr teure Software, die ich nicht mehr empfehlen kann), ACDSee, Luminar Neo und einige andere mehr.

Damit lassen sich relevanten Bildinformationen vom Preset (festgelegte Voreinstellungen) bis zur Bildgeometrie justieren. Als Ergebnis erhält man ein fertigentwickeltes RAW-Format, dass als JPEG, PNG, TIFF oder DNG in Form eines Bildes übertragen bzw. auf dem heimischen PC/ Mac gespeichert werden kann. Letzteres geschieht bei der Verwendung von Lightroom oder Photoshop üblicherweise in einer Cloud. Sollen die Dateien bzw. Bildformate physisch gespeichert werden, empfehle ich die Verwendung einer externen Festplatte (mind. 512 GB, besser 1TB). Diese gibt es bereits in guter Qualität für unter 100 Euro zu kaufen. Diese Lösung ist dem Speichern auf der Festplatte des PC/ Mac vorzuziehen, da Bild-Dateien im PNG- bzw. im TIFF-Format durchaus 100 MB und mehr betragen können.

Das, was man im Internet, in den sozialen Medien zu sehen bekommt, sind üblicherweise Bild-Dateien im JPEG-Format.


Was ist ein JPEG-Format?

JPEG-Dateien, die direkt aus der Kamera abgerufen werden, wurden von der Bildbearbeitung der Kamera (ich pflege stets zu sagen, dass diese Bildbearbeitung von einem chinesischen oder japanischen oder indischen Entwickler stammt) bereits „entwickelt“. Möglicherweise wurden bereits Helligkeit, Kontrast, Farbsättigung und Schärfe angepasst. Grundsätzlich sind jedoch auch bei JPEG-Bildern Bearbeitungen möglich. Aufgrund des komprimierten Formats, das kleinere Dateigrößen ermöglicht, sind bei der Komprimierung aber bereits umfangreiche Tonwert- und Farbdaten verloren gegangen. Bei solchen Dateien sind also deutlich weniger potenzielle Tonwerte verfügbar als bei einer identischen Aufnahme im RAW-Format. Je nach Bild kann dieser Unterschied enorm sein.


Was ist OOC/ SOOC?

Beide Begriffe stehen für „Out of Cam“ bzw. „Straight Out of Cam“. Das bedeutet, dass diese Bilder direkt aus der Kamera kommen und keinem weiteren externen Bearbeitungsprozess unterzogen werden. Übrigens ein Verfahren, dass nahezu jeder Reporter oder Journalist anwendet, weil die Bild-Daten unmittelbar nach einem fotografierten Ereignis schnell und in kleinen Dateigrößen via WLAN oder Mobilnetz an die Redaktion zur weiteren Verwendung übertragen werden (müssen).

Fujifilm hat dazu eigens die sogenannten Filmsimulationen (Simulationen von analogen Filmen, die überwiegend von Fujifilm bzw. Kodak vertrieben wurden) entwickelt und bietet die Möglichkeit, eigene Recepies (Rezepte) zu hinterlegen, welche auf die jeweilige Bildsituation angewendet werden können.

Jedes aus der Kamera direkt übermittelte Bild im JPEG-Format ist OOC/ SOOC. Das bedeutet keineswegs, dass die Bilder nicht bearbeitet wurden. In alle Parameter (Weißabgleich, Farbverschiebung, Tonwerte, Schärfe, Klarheit, Noise-Reduction u.a.m.) wird seitens der Kameraprogrammierung eingegriffen, ähnlich wie das auch bei einem Smartphone-Bild der Fall ist.

Die Ausgabe als fertiges JPEG bedarf eines genaueren Arbeitens schon vor der Auslösung, da in der Regel kein Beschnitt (Crop) erfolgt und nachträgliche Farb- und Tonwertkorrekturen nicht mehr durchgeführt werden.

Es gibt allerdings keinen Grund, immer darauf hinzuweisen, dass die Bilder Out of Cam sind. Sie müssen jedoch keineswegs besser sein als ein entwickeltes RAW-Format.


Welches Format soll man nun wählen?

Radio Eriwan antwortet in so einem Fall: Es kommt darauf an. Gehörst Du zu denjenigen, die keine Lust auf Bildbearbeitung haben und bist im Besitz einer Kamera, die Dir qualitativ hochwertige JPEG’s liefert - das ist im Moment nur bei Fujifilm der Fall; andere Hersteller bieten das zwar ebenfalls an, aber Fujifilm’s Simulationen sind bisher unerreicht, dann ist dieses Format für Dich die Alternative der Wahl. Die Dateien sind klein und es passen dementsprechend viele Bilder auf eine Speicherkarte.


Willst Du das Beste aus Deinen Bildern herausholen – auch wenn die Voraussetzungen für die Fotografie nicht optimal waren, dann ist das RAW-Format für Dich die richtige Einstellung. Hierbei kannst Du Deine Bilder nach Deinen Vorlieben und Deinem Dir eigenen Stil umfänglich bearbeiten, was natürlich mit einem höheren zeitlichen Aufwand verbunden ist.


Viele, eigentlich alle modernen Systemkameras bieten Dir die Möglichkeit, beides auszugeben – sowohl als RAW-Datei wie auch als JPEG. So kannst Du – nachdem beide auf dem PC/ Mac gespeichert wurden – immer noch entscheiden, welche der Varianten Du verwenden magst. Praktisch sind hierbei beispielsweise Kameras mit zwei Kartenslots. So speicherst Du beispielsweise auf eine Karte die RAW-Dateien und auf der anderen Karte (sozusagen als Backup) die JPEG’s. Damit stehen Dir alle Möglichkeiten offen.


Gerade Einsteigern in die Fotografie empfehle ich zu Beginn das Speichern im JPEG-Format. Es erübrigt die Bildbearbeitung, das Fotografieren steht im Vordergrund. Das verwendete JPEG-Format zwingt zur Sorgfalt bei der Auswahl des Motivs, des Bildausschnitts und der Kameraeinstellungen hinsichtlich Belichtung, Verschlusszeit und ISO, weil eine nachträgliche Korrektur nur noch sehr eingeschränkt möglich ist.

Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Handgriffe zur Routine geworden sind und die Kamera sicher bedient werden kann, sollte man beides – RAW + JPEG – speichern, um die ersten Schritte in Richtung professioneller Bildbearbeitung zu gehen.


Du siehst also, es gibt kein richtig und kein falsch. Beide Formate haben ihre Berechtigung. Diskussionen darüber sind somit vollkommen unnötig.


©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
von Jürgen Pagel 06 Apr., 2024
Der Algorithmus von Facebook, Instagram, WhatsApp & Co. macht nicht nur einem Content Creator das Leben schwer. Jeder und jede, die mit dem Ziel, Zugriffe auf dem eigenen Account zu generieren, muss sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Auf YouTube beklagen sich zunehmend Kanalinhaber, die bisher hohe und stets zunehmende Zugriffe zu verbuchen hatten, über rückläufige Zuschauerzahlen. Instagram „lebt“ zwischenzeitlich nur noch von Reels und auch bei diesen ist es unumgänglich, sich mit den Gemeinheiten des Algorithmus auseinanderzusetzen. Es reicht nicht, ein Reel zu posten und darauf zu vertrauen, dass es von möglichst vielen Usern angesehen wird.
von Jürgen Pagel 04 Apr., 2024
Leider - und das ist eine offene Kritik an die Adresse vieler (natürlich nicht aller) Fotohändler - wird eine Kamera allzu oft mit einem sogenannten Kit-Objektiv verkauft. Dabei handelt es sich ausnahmslos um preiswerte Objektive im Zoombereich, mit denen der Käufer sofort mit dem Fotografieren beginnen kann. An sich eine gute Idee. Allerdings stellen diese Kit-Objektive den Kunden nur in Ausnahmefällen zufrieden. Sie sind nicht besonders lichtstark, d.h. die Offenblende beginnt bei f/3.5 und endet bei f/6.3 oder f/6.5. Das mag für den Anfang ausreichend erscheinen, ist es aber nicht.
von Jürgen Pagel 01 Apr., 2024
Wenn es irgendetwas gibt, dass mit vielen Fallstricken versehen, zum Stolpern eines nahezu jeden Anwenders führen kann, dann sind es das Urheberrecht (UrhG) und die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Fotografen bewegen sich erfahrungsgemäß regelmäßig in beiden Bereichen. Der Street-Fotograf muss darauf achten, nicht gegenständliche Kunst und Gebäude im Hintergrund zu haben, die eine Urheberrechtsverletzung wie auch einen Verstoß gegen die DSGVO darstellen. Der Produktfotograf muss sicher sein, dass er die Logos und Etiketten von Requisiten entweder sorgfältig verbirgt oder die Rechte der Darstellung daran besitzt. Der Portraitfotograf benötigt einen Vertrag, in dem die Rechte des Models, aber auch seine eigenen Rechte definiert und geregelt sind. Das gilt für Hobby- wie für Berufsfotografen gleichermaßen.
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