Warum ich jetzt meine Kamerasysteme gefunden habe ...

Jürgen Pagel

Systemwechsel - eines jeden Fotografen Furcht

Meine Geschichte beginnt im Jahr 2016 mit einer geschenkten Canon EOS 1300D. Klar habe ich vorher auch fotografiert (Minolta), aber so richtig fing es mit der 1300D an. 
Aus ab und zu "ein bisschen Knipsen" wurde ein ernsthaftes Hobby (den Ausflug in meine Minoltazeit mit vielen Modellen erspare ich Euch an dieser Stelle).
Irgendwann reichte mir die 1300D nicht mehr - ich unterlag wie viele andere auch der Vorstellung, dass meine Bilder mit besserer Technik auch besser werden. Das dies weit gefehlt war, muss ich glaube ich niemandem erzählen. Also kaufte ich eine gebrauchte Canon EOS 80D zuzüglich gängiger Objektive inkl. eines Teleobjektivs, dessen Brennweite ich nicht mehr weiß. Alles nicht besonders lichtstark, meist so um die Blende f/3.5 bis 6.5, weil die Objektive von Canon für meine Verhältnisse auch schon 2016 recht teuer waren.
Der Spaß wuchs, aber die Bilder wurden nicht besser. Vom ernsthaften Willen beseelt, mich fortzubilden, künftig bessere Bilder zu "schießen" und vielleicht irgendwann in das Profisegment einzusteigen, fasste ich den Entschluss, auf eine andere Marke umzusteigen.
Wie es der Zufall ergab verkaufte gerade jemand seine Sony A7III (Vollformat) inkl. seines Objektivparks. Die Gelegenheit musste ich beim Schopf ergreifen und verkaufte meine komplette Canon-Ausrüstung, um mir eine Sony A7III zuzulegen.

Ich war anfänglich begeistert und gerade deswegen wurden meine Bilder besser. Ich ergänzte die vorhandenen Objektive um einige Third-Party-Modelle und war dennoch nicht glücklich damit.
Das Menü der Sony recht umständlich, das Handling insgesamt nicht wirklich top - wobei ich der Kamera keine Schuld gebe. Vielleicht liegt das einfach an meinen Ansprüchen und meiner Handgröße. Aber so richtig Eins bin ich mit der Sony nie geworden. Auch die Sony 6400 als Zweitkamera hat mich nie vollständig überzeugt. Ich weiß, dass es viele begeisterte Sony-User gibt, aber ich gehöre definitiv nicht dazu.
Diverse Fortbildungen, Praktika bei namhaften Fotografen:innen und eigene Erfahrungen führten dann 2019 zu einem erneuten Systemwechsel. 
Diesmal fiel die Wahl auf Fujifilm. Von der X-E4 über die X-T30 bis zur jetzigen X-T4 vollzog ich den kompletten Systemwechsel und bin seitdem immer wieder auf's Neue begeistert.
Derzeit besitze ich eine X-T4 und eine X100F (die Vorgängerin der X100V) und komme damit bestens zurecht. Sie liegt toll in der Hand, macht klasse Videos (zumindest für meine Zwecke) und ich habe damit viele Aufträge erfolgreich erledigt - auch wenn es "nur" eine APS-C-Kamera ist.

Fujifilm X-T4

Fujifilm X100F

Ich liebe sie beide. Das Retro-Design, das Handling, die "guten alten" Drehräder, das Menü - einfach in sich stimmig und die freie Belegung vieler Tasten und Räder erlaubt eine für mich sinnvolle und logische Belegung mit Funktionen, die ich täglich benötige. Mehr brauche ich für meine Art der Fotografie derzeit nicht.

Dann kam 2020 Corona. Der Gau. So war das nicht geplant. Die Lockdowns haben mich fast in den Wahnsinn getrieben. Sämtliche Aufträge in der Industrie brachen weg, weil man nirgends hinein durfte und wenn doch, dann unter kaum zu erfüllenden Auflagen. Dennoch entschloss ich mich, den Schritt in die Selbstständigkeit als Fotograf zu wagen. Ganz verkehrt war das nicht. So konnte ich zwar zu Beginn definitiv nicht von der Fotografie leben, aber 2020 und sogar noch 2021 blieb genug Zeit, mich intensiv mit der Auftragslage, dem Marketing und all dem auseinanderzusetzen, dass den Schritt in die Selbstständigkeit als Fotograf zu einem Guten werden lässt.


Anfang 2022 startete ich durch und es gelang das, wovon ich zu Beginn des Jahres 2020 noch nicht wirklich überzeugt war.

Dann geschah das nächste Unglück. Ich bekam eine Nikon in die Hand. Eine Z6II. Und ich war als Technik-Freak genauso begeistert, wie bei der Fujifilm X-T4. Einfach Bedienung, jeder Knopf da, wo er hingehört sowie logische und einfache Menüführung. Also gekauft. Diesmal nichts getauscht, sondern ein neues System dazu gekauft.

Nikon Z50

Nikon Z6II

Und weil eine Zweitkamera des gleichen Systems nie schaden kann, ist es dann noch eine Nikon Z50 - sozusagen die kleine Schwester - geworden.
Wer jetzt die detaillierten Specs wissen will, ist hier falsch. Die Datenblätter dazu verlinke ich gerne.

Die Frage nach dem Warum kann ich nur schwer beantworten. Vieles ist emotional. So auch die Entscheidung für ein oder zwei Kamera-Systeme. Ich möchte beide nicht missen. Bin jedoch sicher, dass selbst der Profi den Unterschied in der Bildqualität kaum erkennt - viele Testberichte auf YouTube haben das eindeutig gezeigt. Es gibt Unterschiede - keine Frage. Aber die sind so minimal, dass es für die Auftragsarbeiten, die ich damit erfülle, keine Rolle spielt.


Bisweilen kommt die Frage auf, ob ich im Besonderen einen Geldsch..... hätte. Nun, dem trete ich energisch entgegen ;-). Nein, habe ich nicht. Fakt ist, dass ich sowohl die Canon 80D wie auch die Sony A7III (beide mit dem kompletten Objektivbestand) mit nur sehr geringem Verlust verkaufen konnte. Gleiches gilt für die X-T30 und die X-E4. Die beiden Fujifilm standen 2020/21 hoch im Kurs und die Lieferzeiten waren relativ lang. Nur wenige Händler hatten ausreichend Modelle im Vorrat. Das ist immer gut für den Verkauf von gebrauchten Kameras. Die beiden Nikon's sind meine ersten beiden neuen Kameras - sogenannte Vitrinenstücke, die es auch mit einem Rabatt zu kaufen gab. Gleiches gilt für die Z-Objektive.


Fazit

Keine Angst vor einem Systemwechsel. Das ist halb so schlimm, als man zunächst denkt. Bisweilen muss man eben ein wenig suchen, bis man SEIN passendes System findet. Was für mich keinen Sinn ergibt, wäre ein Wechsel auf die X-T5. Ein kompletter Objektivwechsel nur wegen der höheren Auflösung käme für mich nicht in Frage. Dagegen lassen sich die Vollformatobjektive des Z-Systems von Nikon problemlos an der Nikon Z50 (APS-C) hervorragend nutzen.
Mittlerweile empfehle ich ambitionierten Einsteigern, ihr vermeintliches System einige Tage - besser Wochen - zu testen, bevor sie sich endgültig festlegen. Vieles von dem, was in der Werbung versprochen wird, trifft nicht zu oder entspricht einem anderen Schwerpunkt. Eines ist gewiss: ein passendes System erhöht den Spaß an der Fotografie und wer Spaß an dem hat, was er da in der Hand hält, fotografiert öfter, bildet sich konsequent fort und das ist es, was die Bilder letztendlich besser macht. Der Sensor ist es definitiv nicht.


©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58 Photographie

Fünf Fototipps, die dir helfen können, Langeweile
mit kreativen Ideen zu vertreiben
von Jürgen Pagel 17. November 2024
Fünf Fototipps, die dir helfen können, Langeweile mit kreativen Ideen zu vertreiben.
Mann, der seine Finger zu einem Guckloch formt. Blickwinkel zu einem perfekten Foto.
von Jürgen Pagel 17. November 2024
In der Welt der Fotografie gibt es zahlreiche Ansätze, um Geschichten zu erzählen, Emotionen zu wecken oder einfach die Schönheit der Welt einzufangen. Eine der faszinierendsten und kreativsten Möglichkeiten, dies zu tun, ist die Themenfotografie. Sie ermöglicht es, mit einer klaren Vision und einer präzisen Bildsprache ein kohärentes, oft sogar konzeptuelles Bild zu schaffen, das ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Botschaft transportiert. Doch um ein gelungenes Thema visuell umzusetzen, spielen sowohl technische als auch kreative Aspekte eine entscheidende Rolle.
von Jürgen Pagel 8. November 2024
In der banalen Fotografie geht es nicht um das Ergebnis. Hier ist der Prozess des Fotografierens entscheidend. Oder eher die Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen und in einfachen Sachen das Schöne zu finden. Oder ein nur darum, Hässliches zu fotografieren. Ob der Betrachter das auch interessant findet, liegt nicht in der Macht, aber auch nicht in der Absicht des Fotografen. Keineswegs ist es eine Ausrede für schlechte Bilder und es geht nicht darum, schlechte Bilder schön zu reden. Banale Fotografie ist vielmehr eine Schulung für die eigenen Augen und Sinne.
Frau mit Kamera auf Safari
von Jürgen Pagel 4. November 2024
Du kennst das sicher. Jeder Fotograf und jede Fotografin kennt das - ein Tag der Lustlosigkeit. Am Wochenende Zahnschmerzen gehabt, das Knie schmerzt und der Rücken zwickt. Kein Bock zum Fotografieren. Eigentlich nicht weiter schlimm. Aber sich dem Hinzugeben ist mir zuwider. Also den Hund und die Kamera geschnappt und das 100mm f/1.5 von TTArtisan aufgeschraubt (M42 auf Adapter für den X-Mount) - also auf die Kamera, nicht auf den Hund. Das Wetter nicht so toll. Kalt, feucht und diesig, erst gegen Mittag kam die Sonne hervor.
Junge Frau mit einer Kompaktkamera in der Hand.
von Jürgen Pagel 1. November 2024
Wir Fotografen wissen es schon längst: "Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf". Dieser mittlerweile "phrasenhafte" Satz, für den 5 Euro in's sogenannte Phrasenschwein geworfen werden müssen, ist einerseits richtig, andererseits jedoch erläuterungsbedürftig. Fotografieren hat enorm viel mit Sehen zu tun. Sehen lernen und sehen können ist der Schlüssel für spannende, emotionale, dokumentarische, erlebnisbehaftete und technisch gute Fotografien (gleiches gilt übrigens auch für die Videografie). Und zusätzlich zu der gehörigen Portion des Sehens kommt noch eine ordentliche Prise Licht dazu. Dieser Mix ist es, der neben der Bildbearbeitung, die eigentliche Fotografie ausmacht.
Kamera auf einer Landkarte liegend
von Jürgen Pagel 29. Oktober 2024
Einfach nur da sein. Da sein am Ort, auf der Straße, im Wald, auf dem Feld – egal. Wo auch immer. Das ist das wichtigste Rüstzeug für die Fotografie. Da sein. Wer immer nur in den eigenen vier Wänden sitzt, steht oder liegt, hat es komfortabel. Du machst heute das Gleiche wie gestern. Das ist sogar sehr komfortabel. Aber du bist nicht da. Nicht da, wo etwas ist, was sich nicht wiederholen wird, das einmalig ist. Nur jetzt und heute. Morgen ist es vollkommen anders. Es zählt einzig der Moment. Das Hier und Jetzt. Genau in diesem Moment.
Objektivreihe
von Jürgen Pagel 29. Oktober 2024
Der Sweet Spot bezeichnet den optimalen Einstellungswert der Blende beim Fotografieren. Dieser Wert wird auch als "förderliche Blende" oder "mittlere Blende" bezeichnet. Er ermöglicht eine optimale Abbildungsleistung sowie einen optimalen Kontrast.
Augen mit Blick nach schräg oben
von Jürgen Pagel 21. Oktober 2024
Fotografie ist nicht nur das Malen mit Licht, sondern vor allem das Festhalten eines Augenblicks. Eines Moments, der genau jetzt und hier so ist, wie er ist. Eine Sekunde später haben sich die Situation, das Wolkenbild, die Lichtwirkung auf das Motiv, vielleicht sogar das Motiv selbst sich verändert – meist nicht wiederholbar verändert.
von Jürgen Pagel 20. Oktober 2024
Ist es langweilig, immer dasselbe zu fotografieren? Auch hier, wie in vielen anderen Lebenssituationen, antwortet Radio Eriwan*): „Es kommt darauf hin. Im Prinzip ja, aber …“.
von Jürgen Pagel 18. Oktober 2024
Ein gutes Bild fängt Aufmerksamkeit und sticht aus der Masse hervor. Ein gutes Bild vermittelt einen Inhalt, der die Aufmerksamkeit hält. Ein gutes Bild löst Emotionen aus, hat eine ästhetische Qualität und entspricht weitestgehend grafischen Gestaltungsregeln. Ein gutes Foto muss nicht jedem gefallen. Es hat für diejenige Person, die es angefertigt hat, i.d.R. einen besonderen Wert. Allein dadurch wird es bereits zu einem „guten“ Foto. Ganz offensichtlich ist dies bei Urlaubsfotografien und Familienfotos so. Außenstehende sind bei der Betrachtung von Familienfotos oftmals genervt, während die „Fotografen“ selbst regelmäßig in Begeisterung fallen. Das Interesse ist – wie bei allen anderen Bildern auch – ausgesprochen subjektiv. Was dem einen gefällt, muss einem anderen überhaupt nicht gefallen. Das Interesse an den Motiven ist folglich subjektiv.
Weitere Beiträge
Share by: