Ist Dir das auch schon passiert? Du hast eine Kamera und/ oder ein Objekt mit Stabilisierung (IBIS/ OBIS), Deine Bilder wirken scharf, aber bei genauer Betrachtung im Bildbearbeitungsprogramm entdeckst Du doch eine – wenn auch leichte – Bewegungsunschärfe. Oder ein Bild wirkt im Gesamten unscharf, weil der Fokus nicht 100%ig sitzt, weil Du an den Fokussierring Deines Objektivs gekommen bist und Deine Kamera so eingestellt ist, dass Du trotz eines Automatikmodus am Objektiv noch eine Feinjustierung vornehmen kannst.
Das kann je nach Motiv ausgesprochen ärgerlich sein - liegt in aller Regel jedoch nicht an Deiner Kamera und auch nicht an Deinem Objektiv, sondern an Dir selbst.
Dazu musst Du keinen M. Parkinson, kein RLS (Restless Legs) oder sonst irgendein Krankheitsbild haben. Jeder Mensch hat mehr oder weniger kleinste Bewegungsunruhen, die unbemerkt einen Einfluss auf die Stabilisierung der Kamera nehmen. Verschlusszeiten jenseits der 1/160 und kürzer beeindruckt das nicht. Darunter jedoch kann sich das in einer Bewegungsunschärfe bemerkbar machen.
Damit Dir dieses und anderes in Zukunft nicht mehr passiert, gibt es ein paar einfache Tipps.
Berechnung der Verschlusszeit
Bekannt ist 1 / Brennweite in Sekunden oder kürzer. Das bedeutet: verwendest Du eine Brennweite von 50mm, sollte Deine Verschlusszeit bei mindestens 1/50 Sek. liegen. Adaptierst Du Dein 200mm Teleobjektiv an Deine Kamera, sind mindestens 1/200 Sek. angezeigt. Um solche Verschlusszeiten zu erreichen, musst Du bei schlechten Lichtverhältnissen selbst am Tag die ISO erhöhen oder die Blende weiter öffnen. Die Erhöhung der ISO erhöht zwangsläufig das Rauschen, eine offenere Blende verringert die Tiefenschärfe.
Diese Empfehlung gilt seit und stammt aus analogen Zeiten. Sie gilt immer noch, aber nur bis ca. 26 MP Auflösung. Denn je höher die Auflösung, um so empfindlicher wird der Sensor für Bewegungen. Mittlerweile sind moderne Systemkameras zwar stabilisiert (IBIS) oder es werden stabilisierte Objektive angeboten und verwendet (OBIS). Die Hersteller versprechen hierbei oftmals bis zu sieben Blendenstufen Stabilisierungseffekte, die jedoch mit größter Vorsicht zu genießen sind. Um sicher zu sein, dass keine Bewegungsunschärfe auftritt, solltest Du je nach verwendetem Objektiv die Verschlusszeit verringern. Das gilt besonders für hochauflösende Kameras mit 26 MP und mehr.
Richtig wäre also in diesem Fall bei APS-C-Kameras: 1 / (Brennweite x Cropfaktor) in Sekunden. Bei einer Fujifilm X-T4 mit 26 MP Auflösung sind das dann bei Verwendung eines 50mm-Objektivs 1/ (50 x 1,5) in Sekunden = > 1/75 Sek. Wer von sich weiß, dass er eher eine unruhige Hand hat, sollte die Verschlusszeit sicherheitshalber bei 1/125 oder kürzer festlegen.
Ist die Auflösung höher, empfiehlt es sich sogar, die Verschlusszeiten noch weiter zu verkürzen. Der Grund dafür liegt in der höheren Pixeldichte. Je dichter die Pixel angeordnet sind, um so empfindlicher wird der Sensor für Bewegungen.
Bei der Verwendung eines 50mm-Objektivs an einer X-H2 mit 40 MP ergibt sich folgende Berechnung:
1 / (2 x Brennweite) in Sekunden = 1/ (50mm Brennweite x 2) = > 1/100 Sek.
Je länger die Brennweite, um so kürzer sollte die Verschlusszeit sein:
1/ (3 x Brennweite) in Sekunden = 1/200mm Brennweite x 3) = > 1/600 Sek.
Am besten ist es dabei, eine Testreihe zu machen. Sind nur Teile des Bildes unscharf, liegt das eher an der Fokussierung. Ist dagegen das gesamte Bild bei der jeweiligen Verschlusszeit unscharf, dürfte die Ursache in einer Verwackelung zu suchen sein. Probiere aus, inwieweit Dein Kamerasystem mit Deiner Dir eigenen Bewegungsunruhe zurechtkommt. Bedenke dabei auch die Jahreszeit. Im Winter bzw. bei kalten Außentemperaturen nimmt die Bewegungsunschärfe auf Grund des Muskelzitterns zu.
Bedenke, dass diese Empfehlungen ein Richtwert und nicht in Stein gemeißelt sind. Es gibt eine Vielzahl an Menschen, die ihre Kamera bedeutend ruhiger halten können und in Verbindung mit dem IBIS und dem OBIS-Verschlusszeiten von mehr als 1/20 Sekunde noch sicher halten können. Um sicher zu gehen, dass mindestens ein scharfes Foto dabei ist, mache eine ISO-Reihe mit unterschiedlicher ISO (dazu verwendest Du am besten die ISO-Automatik und variierst die Verschlusszeiten) von 10 Bildern.
Ich selbst wähle mittlerweile für verwacklungsfreie Verschlusszeiten mit hohen Auflösungen und IBIS etwa 1/ (2 x Brennweite in Sekunden) bei Vollformat und 1/ (2 x Brennweite x Cropfaktor) bei APS-C.
Software
Die heutige Bildbearbeitungssoftware verleitet uns dazu, Bilder in 100%-Ansicht und mehr zu beurteilen. Das ist einerseits gut, um kleinste Unschärfen oder einen korrekten Fokuspunkt zu entdecken. Andererseits fördert das auch ein Rauschen hervor, das wir bei „normaler“ Betrachtung gar nicht zu sehen bekommen. Logisch, dass bei 200% und mehr jede noch so kleine Verwackelung sichtbar wird, die dem geneigten Betrachter mit etwas Abstand nicht auffallen wird. Deswegen übertreibe es nicht. Der Gesamteindruck des Bildes zählt.
Spiegelschlag
Da sind die Nutzer von modernen System-Kameras eindeutig im Vorteil, da diese Systeme keinen hochklappenden Spiegel mehr besitzen, denn der kann selbst auf dem Stativ eine Ursache für Verwackelungen sein. Je nach Kameramodell lässt bzw. ließ sich das mit einer einstellbaren Auslöseverzögerung vermeiden. Aber diese technische Möglichkeit ist nicht allen Modellen eigen.
Auslösung mit mechanischem Verschluss
Besitzer von Systemkameras sollten sich nicht zu früh freuen. Auch der mechanische Verschluss einer spiegellosen Kamera kann zu Verwackelungen führen. Das kann sich vor allem bei Langzeitbelichtungen von mehreren Sekunden vom Stativ auswirken.
Begegnen lässt sich diesem Problem jedoch mit einem elektronischen Verschluss. Auch gibt es bei einigen Kameras (Fujifilm) die Möglichkeit, den mechanischen Verschluss nach dem elektronischen Verschluss einzustellen.
Stativ
Das probateste Mittel gegen Verwackelungen ist zweifelsfrei die Verwendung eines Stativs. Oftmals lassen sich nur mit einem Dreibeinstativ und langen Belichtungszeiten die ISO-Werte geringhalten. Mit Fernauslöser (App von Fujifilm oder mittels kabelgebundenem Auslöser), hochgeklappten Spiegel bei einer DSLR oder dem EFCS-Verschluss, lassen sich Verwackelungen weitestmöglich reduzieren.
Achtung: Ein Stativ verhindert auch nicht die Bewegungen vor der Kamera. Leichter Wind kann bei Landschaftsaufnahmen Unschärfen durch sich bewegende Blätter, Baumwipfel oder Grashalme erzeugen. Was bei einer Person im Vordergrund und dem im Bokeh verschwindenden Hintergrund unbedeutend ist, kann bei einer Blende 8 und höher zum Problem werden.
Makrofotografie
Da Du in der Makrofotografie in aller Regel mit Blendenwerten jenseits der 11 arbeitest, um eine möglichst hohe Tiefenschärfe zu erzielen, sind auch die Verschlusszeiten entsprechend lang. Ohne ein Stativ wird das kaum möglich sein. Sicher geht auch die eine oder andere Makroaufnahme frei aus der Hand. Aber das ist wohl eher die Ausnahme von der Regel. Um eine möglichst große Schärfentiefe zu erzielen, ist das Fokus-Bracketing mit einem anschließenden Fokus-Stacking das Mittel der Wahl.
Landschaftsfotos
Bei Landschaftsfotos ist – wie bereits erwähnt – das Problem eher vor der Kamera zu suchen. Leichter Wind, geringste Bewegungen verursachen Unschärfen – v.a. bei langen Belichtungszeiten. Hier wird man bisweilen einen Kompromiss zwischen möglichst kurzer Verschlusszeit und moderater ISO eingehen müssen. Mit einer Software wie Topaz AI lassen sich sowohl das Rauschen wie auch geringe Bewegungsunschärfen gut in den Griff bekommen. Da bei den meisten Objektiven bereits ab Blende 8 mit einer zunehmenden Beugungsunschärfe gerechnet werden muss, bietet sich auch hier das Fokus-Bracketing an. Möchtest Du also ein durch und durch scharfes Landschaftsbild, solltest Du mit maximaler Blende 5.6 (bei den meisten Objektiven ist das der Fokus-Spot) ein Fokus-Bracketing einer Aufnahme mit Blende 11 oder höher vorziehen.
Verwackeltes Bild nachschärfen
Solltest Du trotz aller vorgenannten Maßnahmen ein Bild mit Verwacklungsunschärfe erhalten und Dir die Aufnahme zum Löschen zu schade sein, kannst Du mittels Topaz AI oder ähnlicher Software den Versuch unternehmen, Dein Bild nachträglich zu schärfen. Das gelingt in einigen Fällen erstaunlich gut. Sind die Unschärfen jedoch zu ausgeprägt, kommt die Software an ihre Grenzen. Einen Versuch ist es aber allemal wert.
Fazit
Verschlusszeit reduzieren (keine Angst vor hoher ISO). Da die meisten Sensoren mittlerweile ISO-Invariant sind (bitte schaue in den technischen Details Deiner Kamera nach, ob Deine Kamera einen ISO-invarianten Sensor besitzt), kannst Du durchaus einige Blendenstufen unterbelichten, um dann in der Bildbearbeitung ohne Verluste die Helligkeit wieder hochzuziehen.
Gesamteindruck des Bildes bewerten. Lass Dich nicht dazu hinreißen, jedes Bild bei 400% zu betrachten. Das macht kein Betrachter und er hat dazu auch meistens gar nicht die technischen Möglichkeiten dazu.
Wechsel von Deiner „alten“ DSLR zu einer modernen DSLM oder nehme die entsprechenden Einstellungen an beiden Kameratypen vor, um Erschütterungen durch den Spiegelschlag bzw. durch den mechanischen Verschluss zu minimieren.
Verwende ein Stativ, wann immer das möglich und angemessen ist. Kein Bild wird jemals aus der Hand so scharf werden, wie eines von einem Stativ.
Nutze bei der Makrofotografie das Fokus-Stacking. Das ist eine hervorragende Möglichkeit, den Tiefenschärfebereich zu erhöhen und eine ausgezeichnete Schärfe zu erzeugen.
Nutze bei Landschaftsaufnahmen – wenn möglich – das Fokus-Stacking, um den Tiefenschärfebereich zu erhöhen, ohne dass Deine Bilder der physikalischen Beugungsunschärfe Deines Objektivs zum Opfer fallen.
Solltest Du doch trotzdem mal ein unscharfes Bild erhalten, unternehme mittels einer geeigneten Software (z.B. Topaz AI) den Versuch des Nachschärfens.
©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design
Hinweis: Der Text wurde von mir erstellt und weist keinerlei Ähnlichkeit mit anderen Online-Quellen auf.
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