Black Friday Week – Eine Woche für Händler

Jürgen Pagel

Black Friday Week – Die Woche des (meist) sinnlosen Geldausgebens

Die Herkunft des Begriffs „Black Friday“ ist nicht eindeutig geklärt. Am populärsten ist die Erklärung, dass die Menschenmassen auf den Straßen und in den Einkaufszentren aus der Entfernung wie eine einzige schwarze Masse erscheinen. Dies könnte auch eine Anspielung auf das Chaos nach dem Börsencrash von 1929 sein, als viele Menschen ihre Ersparnisse in letzter Minute bei ihrer Bank abzuheben versuchten ("bank run").
Apple war 2006 das erste Unternehmen, das zum Black Friday mit Rabatten warb. Den Namen Black Friday verwendete Apple dabei in Deutschland nie, sondern sprach etwa 2012 von einem „eintägigen Shopping Event“. Das Event gewann in den Folgejahren schnell an Bekanntheit. 2013 bewarben 500 Händler ihre Angebote zum Black Friday über eines von mehreren Werbeportalen. 2017 kannten bereits 89 Prozent aller Deutschen den Begriff Black Friday. Rund 60 Prozent wollten an ihm einkaufen. Im Jahr 2018 gaben bei einer Umfrage zur Bekanntheit von Black Friday und Cyber Monday in Deutschland bereits 94 Prozent der Befragten an, den Aktionstag Black Friday zu kennen.

Handelte es sich 2018 noch um einen einzigen Tag, nämlich den Freitag, findet die Rabattschlacht zwischenzeitlich eine ganze Woche statt.
Auch wenn Rabatte in Käuferkreisen überaus beliebt sind, ist dennoch Vorsicht geboten. Diverse Portale haben die Preisentwicklungen untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass die aufgerufenen Rabatte in der Realität weitaus geringer ausfallen, als die meisten Händler dem Kunden weismachen wollen. Entweder sind die Preise im Vorfeld weit überhöht und die Marchen gigantisch hoch oder sie werden über das Jahr hinweg nach und nach angezogen, um dann an diesem Tag bzw. in dieser Woche entsprechende Rabatte aufzurufen, die immer noch weit über den marktüblichen Preisen liegen.

Gerade technikaffine Fotografen profitieren augenscheinlich von den Rabatten, wobei bis zu 50% Nachlass keine Seltenheit sind. Beeinflusst von der Emotionalität der Kaufentscheidungen tendieren wir dazu, schnell zuzuschlagen, zumal fast alle auf diese eine Woche fokussiert sind.

Dabei gilt nach wie vor: Eine neue Kamera macht keinen besseren Fotografen, ein neues Objektiv auch nicht. Schnell sammeln sich im heimischen Schrank unzählige vermeintliche Schnäppchen an, die das Ergebnis hochemotionaler Kaufentscheidungen sind.

So ist es bei der Sony A9III – wirklich brauchen tut sie nur ein sehr kleiner Teil der professionellen Fotografen, nämlich diejenigen, die in der Sportfotografie zu Hause sind oder solche, die auf extrem langsame Zeitlupen gehobenen Wert legen. Nirgends anders braucht man 120 Bilder in einer Sekunde. Die Folgekosten sind immens. Schnellste Speicherkarten vom Typ CF-Express mit entsprechenden Volumen für mindestens 150-200 Euro pro Stück, SD-Karten für mindestens 80 Euro pro Stück, einen schnellen Rechner mit entsprechenden Speicherkapazitäten vorausgesetzt. Viel Aufwand für etwas, was den meisten Profi-Fotografen noch nie wirklich Kopfzerbrechen bereitet hat und mit dem nur wenige bisher Bekanntschaft gemacht haben – den Verzerrungen in Szenen mit schneller Bewegung und Sucher-Blackout während der Aufnahme von Standbildern. Von Belichtungszeiten von 1/80.000 Sekunde ganz zu Schweigen. Ich denke die meisten von uns, haben noch niemals schneller als 1/8.000 Sekunde belichtet.
Gleich drei „schlechte“ Nachrichten sind mit der Sony A9III verknüpft: die Kamera ist noch bei keinem deutschen Händler verfügbar (frühestes Lieferdatum ist der 25.01.2024 – wenn das gehalten werden kann), es gibt keine Rabatte in der Black Friday Week und sie wird in Deutschland rd. 7.000 Euro kosten.

Wer ein Schnäppchen machen will, muss lange suchen. Wirklich begehrte und „notwendige“ Artikel wie das Viltrox 75mm f/1.2 für den Fuji-Mount sind derzeit nicht lieferbar oder nicht reduziert. Top-Kameras wie die Nikon Z8 sind nicht rabattiert und eine Fujifilm X-T5 ist auch ohne Black Friday mit Cashback für 1.700 Euro zu haben.

Wer also ernsthaft nach einer neuen Kamera oder einem neuen Objektiv Ausschau hält, tut gut daran, Preise zu vergleichen oder sich bei verschiedenen Händlern Angebote einzuholen. Das steigert den Preisdruck und bietet tatsächlich das eine oder andere Schnäppchen mehr.

Fazit
Der Grund für solche Aktionswochen ist eindeutig und durchschaubar. Dahinter verbirgt sich eine eindeutige Marketingstrategie, die nichts damit zu tun hat, irgendjemandem etwas Gutes zu tun, sondern Umsätze durch schnelle, spontane und emotionale Kaufentscheidungen steigert. Das ist vollkommen legitim. Es bleibt der Intelligenz des Einzelnen überlassen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen und ist einmal mehr ein Grund, Rationalität walten zu lassen und sein eigenes Tun in der Fotografie kritisch zu hinterfragen.
Erst kürzlich fand ich ein aktuelles Video eines Vergleiches zwischen einem 5 Euro-Objektiv der Marke Reveunon und einem 1.000 Euro-Objektiv von Sirui. Selbst einem Profi gelang es nicht, die unterschiedlichen Bilder dem jeweiligen Objektiv zuzuordnen. Gleiches gilt für den Unterschied zwischen einer APS-C-Kamera (in diesem Fall einer Fujifilm X-H2) und einer Vollformatkamera wie der Nikon Z8 – beide mit vergleichbarer Auflösung. Mit der richtigen Kombi und der Umrechnung auf das jeweilige Blenden- und Brennweitenäquivalent sind die Unterschiede derart marginal, dass es selbst dem Profi nicht gelingt, einen relevanten Unterschied festzustellen. Also prüfe, wer sich ewig bindet – ob er nicht etwas Günstigeres findet, dass seinem Zwecke vollkommen zur Genüge gereicht.

©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

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