Häufig sieht man Bilder, die aus Augenhöhe aufgenommen worden sind. Das ist die „realistische“ Sichtweise und für Dokumentationen und Reportagen sicher auch eine Möglichkeit, das Motiv so darzustellen, wie es von jedem Betrachter auf den ersten Blick empfunden wird.
Perspektive bezieht sich jedoch nicht nur auf den Abstand (Nah oder Fern) und den Standort (Hoch oder Tief), sondern auch auf die Fähigkeit, dem Bild Tiefe zu verleihen. Dies gelingt am besten, wenn das Motiv im Kontext der Szenerie dargestellt wird, so dass der Betrachter einen Vergleich zu den Größenverhältnissen bekommt.
Dabei muss ein Bild nicht zwingend eine Geschichte erzählen. Auch wenn dies von „alten“ Lehrern der Fotografie gefordert wird, lässt sich das jedoch nicht immer konsequent umsetzen. Ein Bild mit einer Bank in einem Park kann eine großartige Wirkung auf den Betrachter haben. Aber eine Geschichte dahinter wird niemand vermuten wollen und es gibt sie auch nicht – Du hast einfach eine Parkbank fotografiert - vor großen, belaubten Bäumen und mit einer exzellenten Bildbearbeitung. Aber es ist und bleibt eine Parkbank.
Wichtig: Keine der genannten Perspektiven ist richtig oder falsch. Es bleibt jedem Fotografen selbst überlassen, welche Perspektive er wählt. Es muss uns nur bewusst sein, dass jede Ansicht auf unser Motiv eine entsprechende Wirkung entfaltet. Auch die sogenannten Regeln der Perspektive (z.B. Models immer auf Augenhöhe, Landschaften niemals im Hochformat oder Hunde und Katzen immer auf Augenhöhe) sind gut gemeint, aber müssen nicht zwingend eingehalten werden. Allein der Wechsel eines Formats in Verbindung mit einer eher ungewöhnlichen Perspektive kann ein echter Hingucker sein.
Welche Perspektiven gibt es?
1. Die Normalperspektive
Dabei fotografieren wir auf Augenhöhe unser Motiv. Diese Perspektive finden wir beispielsweise bei vielen Portraitaufnahmen und Fashion-Shootings. Auch Tieraufnahmen werden gerne auf Augenhöhe gemacht. Wobei der Begriff „Augenhöhe“ bei einem Hund oder einer Katze eine vollkommen neue Bedeutung bekommt. Hierbei ist „Augenhöhe“ nämlich auf der Höhe der Augen des Tieres zu verstehen.
Warum Normalperspektive? Die Normalperspektive zeigt die Welt so, wie wir sie von unserem Standpunkt aus wahrnehmen – sozusagen neutral. Und sie ist - nebenbei bemerkt - sehr bequem. Wir müssen uns nicht verbiegen, machen uns nicht die Hose schmutzig.
Die Normalperspektive betont bei Portraitshootings das Model, bei Fashion lenkt keine andere Perspektive von dem ab, um was es geht – die Bekleidung.
2. Die Froschperspektive
Bei der Froschperspektive fotografieren wir von unten nach oben, also unterhalb der Augenhöhe. Die Froschperspektive macht kleine Dinge groß. Ein Haus von unten nach oben fotografiert, lässt dieses wie einen Wolkenkratzer wirken. Eine Person aus der Froschperspektive fotografiert, lässt die Beine im Verhältnis zum weiter entfernten Oberkörper sehr lang und dominant wirken. Wir nehmen dabei eine perspektivische Verzerrung gerne in Kauf. Die Bildwirkung ist eine vollkommen andere, als wenn wir das Motiv auf Augenhöhe fotografieren.
3. Die Vogelperspektive
Bei der Vogelperspektive betrachten wir unser Motiv von oben nach unten, also oberhalb der Augenhöhe. Einem Motiv direkt von oben herab fotografiert, fehlt die dreidimensionale Bildwirkung. Dennoch kann das gerade bei Landschaften (Drohnenfotografie) großartig wirken. Sobald wir den Bildwinkel geringfügig variieren, ergibt sich die beliebte Dreidimensionalität. Die Vogelperspektive oder Obersicht vermittelt einen Gesamteindruck. Sie wird gerne als Übersichtsaufnahme in der Landschaftsfotografie genutzt. Aber auch als Teil einer Bildreihe hat sie ihre Berechtigung.
4. Die Kreativperspektive
Dabei wird beispielsweise der schiefe Turm von Pisa durch eine von Bildwinkel, Abstand und Perspektive (meist Froschperspektive) von einer Person gestützt. Oder zwei Personen bilden das Motiv, wobei eine Person deutlich weiter entfernt ist und nach oben schaut, was dann auf der Fotografie so ausschaut, als ob ein sehr kleiner Mensch zu einer großen Person aufblickt. Die kreative Perspektive finden wir allerdings selten in der professionellen Auftragsfotografie (Ausnahme Werbung).
5. Die Totale
Die Totale oder die Panoramaperspektive vermittelt einen Gesamtüberblick ohne störende Elemente. Sie wird gerne im Panorama- oder im 16:9- oder im 2,4:1-Format präsentiert. Eine besondere Wirkung entfaltet die Wirkung entfaltet die Totale bei Landschaften, die durch sie weit und unendlich wirken.
6. Die Halbtotale
Die Halbtotale wird auch als Medium Close Up bezeichnet. Hierbei wird das Motiv in einen Kontext zum Hintergrund gestellt. Der Blick wird auf das Hauptmotiv gelenkt, allerdings bleiben große Teile des Hintergrunds erhalten, so dass der Betrachter einen räumlichen und inhaltlichen Bezug zum Motiv herstellen kann – eine beliebte Perspektive in der Reportage- oder Dokumentationsfotografie.
7. Die Großaufnahme
Bei der Großaufnahme oder der Makrofotografie fotografiere wir das Hauptmotiv Rahmenfüllend. Alles Unwesentliche verschwindet im Bokeh. Für eine Großaufnahme bedarf es nicht zwingend eines Makroobjektivs. Sie gelingt auch mit „Normalobjektiven“ – vorausgesetzt die Naheinstellgrenze lässt das zu.
So ist auch Abbildung eines Gesichts als Großaufnahme zu betrachten.
8. Die Hüftperspektive
Der „Schuss aus der Hüfte“ ist eine beliebte Perspektivwahl in der Streetphotography. Dabei wird die Kamera auf Höhe des Bauchnabels oder geringfügig darunter gehalten und ohne auf das Display zu schauen ausgelöst. Besonders gut gelingt das mit geschlossener Blende (f/8 bis f/11) und einer damit verbundenen hohen Schärfentiefe. Besonders eignen sich dazu manuell zu fokussierende Objektive, die auf nahezu unendlich eingestellt werden. Dabei ist fast jeder „Schuss“ ein Treffer und ergibt spannende Ansichten, so ganz anders als auf Augenhöhe. Vorteil: Uns bleibt die gebückte Haltung erspart.
Fazit
Alle Perspektiven haben ihre Vor- und Nachteile und natürlich auch ihren berechtigten Einsatzzweck. Eine nüchterne Reportage über Tagesgeschehen durch stark wechselnde Perspektiven bereichern zu wollen, ist sehr wahrscheinlich der falsche Ansatz. Diese Perspektiv-Varianten jedoch als kreatives Element zu nutzen, ist ein sehr guter Weg, Fotografie interessant und spannend zu gestalten und bietet eine willkommene Abwechslung im sonstigen fotografischen Einheitsbrei.
©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design
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