Einzigartige Fotos vs. austauschbare Fotos

Jürgen Pagel

Einzigartige Fotos vs. austauschbare Fotos

Schaust Du Dich ein wenig in den sozialen Medien um, entdeckst Du eine große Vielfalt an verschiedenartigen Fotografien. Stets liegt es im Auge des Betrachters, Fotografien als schön, weniger schön, ansprechend oder wie auch immer zu beurteilen.

Dennoch wirst Du Fotografien finden, dessen Fotograf sich anhand eines einzigen Bildes ausmachen lässt. Weil er einen unverwechselbaren Stil hat, weil die Art der Bearbeitung einzigartig ist, weil die Art und Weise der Motivwahl und der Motivdarstellung sehr speziell ist.

Der Traum eines jeden Fotografen. Sich diesen Traum erfüllt zu sehen, bedarf harter Arbeit. Jede Gelegenheit beim Schopf ergreifend, nahezu jeden Auftrag annehmend, um sich selbst zu entdecken, sich ständig neu zu erfinden und Erfahrung um Erfahrung zu sammeln, seine ureigenste Art der Fotografie für sich selbst entdeckend. Begeistert von etwas zu sein und es wieder zu verwerfen. So lange, bis sich herauskristallisiert, was einen wirklich fasziniert und worin man Experte wird.

Ein bisweilen langer Weg, den – so zumindest kann man es aus den Biografien der „Großen“ der Szene herauslesen – wohl alle Fotografen (und nicht nur die) zu gehen haben. Manche verzweifeln, andere wachsen daran. Manche werfen irgendwann die Kamera in die Ecke (deren Ausrüstung kann man dann für meist kleines Geld kaufen), andere verdienen damit gutes Geld.

Austauschbare Fotografien haben keinen einheitlichen Look, versuchen den Stil anderer zu kopieren, haben kleine Fehler, sehen gut aus.

Einzigartige Fotos dagegen haben einen eigenen Stil, eine eigene „Signatur“, man weiß sofort, wer das Bild gemacht hat, sind technisch einwandfrei und strahlen durch perfekte Bildbearbeitung.

Tipps von anderen Fotografen können immer nur ein kleiner Stein im großen Mosaik der Erfahrung sein. Sie sind ohne Zweifel wertvoll, sicher gut gemeint und geben Hilfestellung auf dem Weg zur perfekten Fotografie, die nicht immer „perfekt“ sein muss, sondern der eigenen Art der Fotografie entsprechen muss.
Ob mit dem Handy oder einer Pocket-, DSLM oder DSLR – mit jedem dieser „Werkzeuge“ lassen sich hervorragende und technisch perfekte Bilder erstellen. An der Bedeutung des Belichtungsdreiecks ändert kein Kameratyp etwas. Der Schlüssel liegt stets bei der Wahl des Objektivs, der Brennweite und der Lichtstärke. Und natürlich in der Objektivwahl. Helmut Newton hat erst spät angefangen, Akt zu fotografieren. Es wurde seine große Leidenschaft und er hat es verstanden, Erotik niemals schmuddelig wirken zu lassen. Vielleicht lag das an der Schwarz/Weiß-Darstellung, sehr viel wahrscheinlicher jedoch an der Herangehensweise. Das ist bis heute unkopiert. Weil der Zeitgeist ein anderer war, weil die Motive anders waren, weil es einfach eine andere Zeit war. Nicht besser, nicht schlechter, eben anders.

So bringt jeder Zeitabschnitt seine eigene Art der Fotografie hervor und wer weiß, vielleicht redet in zwanzig oder dreißig Jahren niemand mehr über die Fotografie mit Kameras, sondern man erstellt durch Spracheingabe sein eigenes Bild, das aus einer Vielzahl an Informationen aus einem unerschöpflichen Datenspeicher zusammengesetzt wird. Dann wird der Begriff der „Fotografie“ seine Bedeutung verlieren. Bis dahin jedoch wollen wir noch weiter nach Perfektion und dem eigenen Stil streben und die einzigartigen von den austauschbaren Fotos unterscheiden.

© Jürgen Pagel 2022


Neunzehn58 Photographie

Fünf Fototipps, die dir helfen können, Langeweile
mit kreativen Ideen zu vertreiben
von Jürgen Pagel 17. November 2024
Fünf Fototipps, die dir helfen können, Langeweile mit kreativen Ideen zu vertreiben.
Mann, der seine Finger zu einem Guckloch formt. Blickwinkel zu einem perfekten Foto.
von Jürgen Pagel 17. November 2024
In der Welt der Fotografie gibt es zahlreiche Ansätze, um Geschichten zu erzählen, Emotionen zu wecken oder einfach die Schönheit der Welt einzufangen. Eine der faszinierendsten und kreativsten Möglichkeiten, dies zu tun, ist die Themenfotografie. Sie ermöglicht es, mit einer klaren Vision und einer präzisen Bildsprache ein kohärentes, oft sogar konzeptuelles Bild zu schaffen, das ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Botschaft transportiert. Doch um ein gelungenes Thema visuell umzusetzen, spielen sowohl technische als auch kreative Aspekte eine entscheidende Rolle.
von Jürgen Pagel 8. November 2024
In der banalen Fotografie geht es nicht um das Ergebnis. Hier ist der Prozess des Fotografierens entscheidend. Oder eher die Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen und in einfachen Sachen das Schöne zu finden. Oder ein nur darum, Hässliches zu fotografieren. Ob der Betrachter das auch interessant findet, liegt nicht in der Macht, aber auch nicht in der Absicht des Fotografen. Keineswegs ist es eine Ausrede für schlechte Bilder und es geht nicht darum, schlechte Bilder schön zu reden. Banale Fotografie ist vielmehr eine Schulung für die eigenen Augen und Sinne.
Frau mit Kamera auf Safari
von Jürgen Pagel 4. November 2024
Du kennst das sicher. Jeder Fotograf und jede Fotografin kennt das - ein Tag der Lustlosigkeit. Am Wochenende Zahnschmerzen gehabt, das Knie schmerzt und der Rücken zwickt. Kein Bock zum Fotografieren. Eigentlich nicht weiter schlimm. Aber sich dem Hinzugeben ist mir zuwider. Also den Hund und die Kamera geschnappt und das 100mm f/1.5 von TTArtisan aufgeschraubt (M42 auf Adapter für den X-Mount) - also auf die Kamera, nicht auf den Hund. Das Wetter nicht so toll. Kalt, feucht und diesig, erst gegen Mittag kam die Sonne hervor.
Junge Frau mit einer Kompaktkamera in der Hand.
von Jürgen Pagel 1. November 2024
Wir Fotografen wissen es schon längst: "Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf". Dieser mittlerweile "phrasenhafte" Satz, für den 5 Euro in's sogenannte Phrasenschwein geworfen werden müssen, ist einerseits richtig, andererseits jedoch erläuterungsbedürftig. Fotografieren hat enorm viel mit Sehen zu tun. Sehen lernen und sehen können ist der Schlüssel für spannende, emotionale, dokumentarische, erlebnisbehaftete und technisch gute Fotografien (gleiches gilt übrigens auch für die Videografie). Und zusätzlich zu der gehörigen Portion des Sehens kommt noch eine ordentliche Prise Licht dazu. Dieser Mix ist es, der neben der Bildbearbeitung, die eigentliche Fotografie ausmacht.
Kamera auf einer Landkarte liegend
von Jürgen Pagel 29. Oktober 2024
Einfach nur da sein. Da sein am Ort, auf der Straße, im Wald, auf dem Feld – egal. Wo auch immer. Das ist das wichtigste Rüstzeug für die Fotografie. Da sein. Wer immer nur in den eigenen vier Wänden sitzt, steht oder liegt, hat es komfortabel. Du machst heute das Gleiche wie gestern. Das ist sogar sehr komfortabel. Aber du bist nicht da. Nicht da, wo etwas ist, was sich nicht wiederholen wird, das einmalig ist. Nur jetzt und heute. Morgen ist es vollkommen anders. Es zählt einzig der Moment. Das Hier und Jetzt. Genau in diesem Moment.
Objektivreihe
von Jürgen Pagel 29. Oktober 2024
Der Sweet Spot bezeichnet den optimalen Einstellungswert der Blende beim Fotografieren. Dieser Wert wird auch als "förderliche Blende" oder "mittlere Blende" bezeichnet. Er ermöglicht eine optimale Abbildungsleistung sowie einen optimalen Kontrast.
Augen mit Blick nach schräg oben
von Jürgen Pagel 21. Oktober 2024
Fotografie ist nicht nur das Malen mit Licht, sondern vor allem das Festhalten eines Augenblicks. Eines Moments, der genau jetzt und hier so ist, wie er ist. Eine Sekunde später haben sich die Situation, das Wolkenbild, die Lichtwirkung auf das Motiv, vielleicht sogar das Motiv selbst sich verändert – meist nicht wiederholbar verändert.
von Jürgen Pagel 20. Oktober 2024
Ist es langweilig, immer dasselbe zu fotografieren? Auch hier, wie in vielen anderen Lebenssituationen, antwortet Radio Eriwan*): „Es kommt darauf hin. Im Prinzip ja, aber …“.
von Jürgen Pagel 18. Oktober 2024
Ein gutes Bild fängt Aufmerksamkeit und sticht aus der Masse hervor. Ein gutes Bild vermittelt einen Inhalt, der die Aufmerksamkeit hält. Ein gutes Bild löst Emotionen aus, hat eine ästhetische Qualität und entspricht weitestgehend grafischen Gestaltungsregeln. Ein gutes Foto muss nicht jedem gefallen. Es hat für diejenige Person, die es angefertigt hat, i.d.R. einen besonderen Wert. Allein dadurch wird es bereits zu einem „guten“ Foto. Ganz offensichtlich ist dies bei Urlaubsfotografien und Familienfotos so. Außenstehende sind bei der Betrachtung von Familienfotos oftmals genervt, während die „Fotografen“ selbst regelmäßig in Begeisterung fallen. Das Interesse ist – wie bei allen anderen Bildern auch – ausgesprochen subjektiv. Was dem einen gefällt, muss einem anderen überhaupt nicht gefallen. Das Interesse an den Motiven ist folglich subjektiv.
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