Die angegebenen Zeiten dienen nur als Anhaltspunkt. Sie können in der Praxis auch deutlich kürzer sein – je nachdem, welche Bildaussage im Vordergrund steht.
Wollen Sie einen Adler im Flug durch und durch scharf abbilden und die Bewegung „einfrieren“, benötigen Sie bei großer Blendenzahl (f/8 bis f/11) Verschlusszeiten zwischen 1/2000s und 1/3000s. Große Blendenzahl bedeutet wenig Licht auf den Sensor. Sie sind also stark abhängig von der Tageszeit. Mittags bei wolkenlosem Himmel ist das kein Problem. Am späten Nachmittag mit wolkenbedecktem Himmel müssen Sie zwangsläufig Ihre Kamera zum Ausgleich zwingen und das machen Sie dann mit der Einstellung der ISO. Aber auch dazu später mehr.
Merke: Kurze Belichtungszeiten frieren Bewegungen ein. Lange Belichtungszeiten verursachen bei sich bewegenden Motive eine gewisse Bewegungsunschärfe. Sie haben also den Hinter- und den Vordergrund scharf, während das Motiv unscharf wirkt.
Das ist der häufigste Grund für unscharfe Fotos: die Bewegungsunschärfe, die in zu langen Verschlusszeiten begründet liegt. Ihr eigenes „Zittern“ (das hat übrigens jeder mehr oder weniger ausgeprägt) überträgt sich auf die Kamera und damit auf das Objektiv. Deswegen sind bewegungsstabilisierte Kameras (IBIS = In Body Image Stabilisation) und/ oder bewegungsstabilisierte Objektive (OBIS = Objective Body Image Stabilisation) für Fotografien aus der Hand von großem Vorteil. Synonym sind die Bezeichnungen IS oder OS.
Bei Verwendung der Stabilisation wird nicht nur das schlussendliche Foto stabilisiert, sondern auch der Sucher bzw. der LCD-Screen der Kamera, was gerade bei Verwendung eines Tele-Zoom-Objektivs mit hohen Brennweiten ein enormer Vorteil ist.
Einzig der hohe Preis für solche Kameras und vor allem für Objektive mit Stabilisation schränken die Kauflust erheblich ein.
Da beim Fotografieren eines Sternenhimmels aus meiner Erfahrung ziemliche Dunkelheit vorherrscht, müssen die Belichtungszeiten entsprechend lang sein. Und das am besten unter Verwendung eines Stativs. Ist die Belichtungszeit allerdings zu lang, zeichnen sich Lichtspuren ab, da sich die Erde unweigerlich dreht und das schneller als man gemeinhin denkt. Hier ist probieren angesagt. Zu kurz – zu dunkel trotz hoher ISO (wobei hierbei sogenanntes Rauschen auftritt), zu lang – unerwünschte Lichtspuren. Anders ist das bei der Fotografie der Star-Trails. Dabei sind diese Lichtspuren ein wesentliches Gestaltungselement. Die Belichtungszeiten dürfen folglich bei niedrigerer ISO entsprechend lang sein.
Hier gilt: Probieren geht über studieren. Machen Sie einfach. Erfahrung macht klug.
In vielen Lehrbüchern zur Fotografie finden Sie immer noch die Formel:
1 / (Brennweite x Cropfaktor) = (maximale) Verschlusszeit
Ausgehend von einer 85mm Brennweite und einer Canon APS-C-Kamera erhalten Sie folgende Rechnung: 1 / 85 x 1.6 = 1/136.
Da es 1/136s an Ihrer Kamera nicht gibt, sollten Sie die nächsthöhere Verschlusszeit wählen – also 1/250s.
Das kann man so machen, muss man aber nicht. Die Formel entstammt analogen Zeiten (die keineswegs schlecht waren). Orientieren Sie sich lieber an der vorgenannten Tabelle und finden Sie durch Experimentieren die für Ihre Kamera und Ihr Objektiv beste bzw. geringstmögliche Verschlusszeit heraus. Stabilisierte Kameras und Objektive erlauben aus der Hand deutlich längere Verschlusszeiten, auch die Marketingaussagen der Hersteller oftmals übertrieben erscheinen. Auch hierbei kommen Sie um das Ausprobieren nicht herum. Und das sollten Sie keineswegs in einer Situation tun, in der es darauf ankommt. Nutzen Sie schlechtes Wetter und eine ruhige Stunde, in der Sie sich mit den Eigenschaften IHRER Kamera und IHRES Objektivs vertraut machen.
Die ISO
Kaum etwas ist mit mehr Irrtümern behaftet, wie die ISO. Die ISO – tatsächlich wäre es hier besser, vom Einfluss des Lichts auf den Sensor zu sprechen – wird in der Regel mit dem Rauschverhalten der Kamera in Verbindung gebracht.
Das hier weiter auszuführen, würden den Rahmen sprengen und kann das bei weitem nicht so gut, es Dr. Schuhmacher kann. Wenn Sie tiefer in die Physik einsteigen wollen, kann ich Ihnen seine Seite wärmstens ans Herz legen. Aber nehmen Sie sich Zeit. Sie werden manche Passagen dreimal lesen müssen. Nicht, weil das Thema kompliziert ist. Aber es ist sehr komplex.
Deswegen möchte ich an dieser Stelle mit einigen Tipps dienlich sein:
[Dr. Schuhmacher - https://www.foto-schuhmacher.de/artikel/sensor-rauschen.html?s=ISO-Zahl]
Sind Sie noch dabei? Prima. Denn das Wichtigste kommt zum Schluss!
Das Belichtungsdreieck
Das ist ein etwas anderes Dreieck, als Sie das im Internet finden. Lassen Sie sich also nicht irritieren. Die Aussage dahinter ist die Gleiche, nur differenzierter und gerade für Einsteiger m.E. besser geeignet.
Im Grunde dreht sich alles um mehr oder weniger Licht (der innere graue Bereich).
Das vorhandene Licht bestimmt alle drei Faktoren. Deswegen heißt Fotografie auch „Malen mit Licht“.
Mehr Licht bedeutet kürzere Belichtungszeit, weniger Rauschen und größere Schärfentiefe (weil sie mit mehr Licht die Blende schließen müssen, um ein noch korrekt belichtetes Bild zu erhalten.
Weniger Licht bedeutet eine längere Belichtungszeit, mehr Rauschen und eine kleinere Schärfentiefe (weil Sie mit weniger Licht die Blende weiter öffnen müssen, um noch ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten).
So einfach ist es in der Praxis leider nicht.
Angenommen, Sie wollen eine geringe Schärfentiefe, damit Sie einen Blurry-Hintergrund erhalten. Dazu müssen Sie die Blende weit öffnen (oder ein Teleobjektiv mit einer Brennweite ab 135 mm nutzen). Sie haben jedoch jede Menge Licht, weil der Planet vom Himmel sticht und gerade kein Schattenplatz zur Verfügung steht. Dann bekommen Sie Probleme mit der Belichtungszeit. Moderne Systemkameras bieten Ihnen zwar Belichtungszeiten von bis zu 1/16000s an, aber auch das kann eng werden. Die ISO ist schon auf dem niedrigsten Wert. Dann bleibt nur das künstliche Abschatten mit einem Reflektor (dazu verwenden Sie die lichtundurchlässige Fläche), weil Ihre Einstellungsmöglichkeiten an der Kamera erschöpft sind. Sie benötigen jemanden, der den Reflektor hält oder brauchen ein Stativ, an dem Sie den Reflektor befestigen können. Und ich verspreche Ihnen: das ist durchaus Fotografenalltag und keineswegs an den Haaren herbeigezogen.
Anderes Beispiel: Sie beabsichtigen eine geringe Schärfentiefe einzusetzen, sie wollen Schärfe von Anfang bis Ende und gleichzeitig ein sich bewegendes Motiv „einfrieren“. Dazu benötigen Sie viel Licht, denn die Blende ist definitiv geschlossen (f/8.0 bis f/11.0), ein Stativ nicht zur Hand oder nicht einsetzbar. Da es jedoch bereits dämmert, reicht das vorhandene Tageslicht nicht mehr aus. Sie werden viel zu unterbelichtete Bilder erhalten, in denen das Rauschen trotz einer höheren ISO verstärkt werden wird. Also muss Licht her. An diesem Punkt empfehle ich Ihnen unbedingt, sich mit der Blitzlicht-Fotografie zu befassen.
Beide Situationen sind weder extrem, noch kommen sie selten vor. Sie sollen Ihnen verdeutlichen, wie wichtig das oben bezeichnete Dreieck ist. Wenn Sie zu viel oder zu wenig Licht haben, werden Ihre Ergebnisse leiden, wenn Sie für Ihr Problem keine Lösung parat haben. Da hilft Ihnen keine Kamera für 5.000 Euro und auch kein Objektiv für 1.500 Euro. SIE sind der entscheidende Faktor in dem Spiel.
Fazit
Ich könnte Ihnen dutzende Beispielfotos zeigen. Die machen es aber nicht einfacher. Wir alle (da nehme ich mich nicht aus) tendieren dazu, nur die Bilder anzuschauen, den Text zu überspringen und wundern uns dann, wenn es nicht funktioniert. Das Thema beinhaltet mehr als Bilder. Wenn Sie die Besonderheiten des Belichtungsdreiecks jedoch verstanden haben, können Sie großartige Bilder machen und verstehen, warum diese Bilder so großartig sind.
Deswegen zum Abschluss noch ein paar wichtige Hinweise, fernab aller Mythen:
#1 Fotografieren Sie zu Beginn Ihres Ein- oder Umstiegs ruhig im Automatikmodus Ihrer Kamera. Vermeiden Sie dabei die Vollautomatik (P) und arbeiten lieber im A-Modus (Aperture-Priority) oder S-Modus (Speed-Priority).
(A) nutzen Sie, wenn Sie ruhige, langsame Motive fotografieren und geben der Blende – also der Schärfentiefe – die Priorität. Alle anderen Werte werden dieser Priorität angepasst. Wählen Sie (S), wenn Sie Bewegungen gezielt festhalten wollen. Die Kamera wählt dann die dazu passende Blende.
Überlegen Sie jedes Mal, warum die Kamera jetzt welchen Wert übernommen hat.
#2 Im Laufe der Zeit können Sie dann je nach Motivwahl in den M-Modus (manueller Modus) wechseln, bei dem Sie alle Einstellungen selbst vornehmen können. Um einige Missgeschicke reicher (das nennt man übrigens Erfahrung), werden Sie immer sicherer im Umgang mit Ihrer Kamera.
#3 Bevor Sie gedankenlos die ISO erhöhen (was Ihnen im Internet ständig suggeriert wird), überlegen Sie, wie Sie mehr Licht in die Szenerie bekommen. Nutzen Sie externe Beleuchtung oder einen Blitz. Erst wenn das nicht möglich ist und Ihnen ein verrauschtes Bild lieber, als gar keines ist, erhöhen Sie den ISO-Wert. Es gibt Situationen (Museum, Theater, Hochzeitsfeier etc.), da können oder dürfen Sie keinen Blitz benutzen. Dann bleibt Ihnen nur die Offenblende und wenn Sie das nicht wollen, weil Sie eine größere Schärfentiefe benötigen, MÜSSEN Sie den ISO-Wert erhöhen. Das können Sie dann aber auch ohne Bauchschmerzen machen, denn Bildbearbeitungsprogramme wie Lightroom oder/ und Topaz AI helfen Ihnen, das Rauschen so gut es technisch geht, zu eliminieren.
#4 Das führt mich zu Punkt 4. Fotografieren Sie immer im RAW-Modus und vergessen Sie, dass Sie nur dann ein guter Fotograf sind, wenn Sie ausschließlich in JPEG fotografieren. Der RAW-Modus lässt Sie so viel mehr aus einem Bild herausholen. Vergessen Sie Out of cam oder Straight out of cam. Alles Nonsens! Es gibt kein Out of cam. Alle Bilder auf der Speicherkarte werden mit der kamerainternen Software bearbeitet. Punkt. Wer seine Bilder nicht bearbeitet, ist dazu entweder nicht in der Lage oder einfach zu faul dazu. Kein analoger Fotograf würde auf die Idee kommen, einem anderen einen unentwickelten Film zur Betrachtung in die Hand zu drücken.
#5 Fotografieren Sie nicht einfach darauf los. Machen Sie sich einen Plan. Beispielsweise fotografieren Sie am Montag alles, was Rot ist. Am Dienstag ist Gelb an der Reihe und am Sonntag alles Grüne.
Planen Sie Ihr Bild. Warum muss es genau dieser Ausschnitt sein? Was daran gefällt Ihnen besonders? Welche Einstellungen müssen Sie vornehmen, um bereits im Entstehungsprozess das Optimum herauszuholen? Machen Sie das nicht, sind Sie ein Knipser. Das können Sie auch mit dem Smartphone und benötigen dazu kein tausende Euro teures Equipment.
Gehen Sie mit nur einem Objektiv „bewaffnet“ vor die Türe, in die Natur, in die Stadt. Ihre Füße sind Ihr Zoom.
Und wenn Ihnen etwas vor die Linse kommt, Ihre Einstellungen aber gerade nicht passen, drücken Sie trotzdem ab. Lieber ein unscharfes Foto als gar keines. Anschließend machen Sie noch drei, vier andere unscharfe und „verkaufen“ das als eine Serie von Bildern mit kreativer Unschärfe.
#6 Machen Sie Serienbilder nur dort, wo sich der Einsatz tatsächlich lohnt. Und das ist eigentlich nur bei sich bewegenden Motiven der Fall. Von einer Blume benötigen Sie keine 26 Bilder in schneller Folge. Das bedeutet nur, dass Sie bei der Bearbeitung 25 in den virtuellen Papierkorb werfen müssen. Das kostet Sie vor allem Zeit. Zeit, die Sie lieber mit dem Fotografieren verbringen.
#7 Sie müssen nicht jeden Tag fotografieren. Wenn die Kamera mal eine Woche zu Hause bleibt, ist das vollkommen in Ordnung. Sie müssen auch nicht alles, was Ihnen vor die Linse kommt, fotografieren. Wenn Sie dazu ein Bedürfnis verspüren, nutzen Sie Ihr Smartphone. Auch damit kann man tolle Bilder machen, die Sie anschließend effektvoll bearbeiten können – vorausgesetzt Sie nutzen eine RAW-App.
#8 Vor allem aber haben Sie Spaß dabei. Egal, ob Sie beruflich fotografieren (müssen) oder ob das Ihr Hobby ist. Spaß an der Sache wird viel zu oft unterschätzt.
#9 Bleiben Sie entspannt. Bei allem, was Sie tun!
©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design
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