Die optimale Brennweite

Jürgen Pagel

Die optimale Brennweite - gibt es die überhaupt?

Natürlich gibt es nicht DIE EINE perfekte Brennweite. Es wäre auch reichlich vermessen, zu behaupten, dass ausschließlich eine bestimmte Brennweite am besten für diesen oder jenen Zweck geeignet wäre.
Dennoch ergeben sich aus dem jeweiligen Blickwinkel/ Bildwinkel heraus Objektive, die für den ihnen zugedachten Zweck besser oder schlechter geeignet sind.
So ist es in der Sport- und Actionfotografie einfach sinnfrei, ein weitwinkeliges Objektiv zu verwenden, da das zu fotografierende Motiv einfach viel zu weit weg ist.
Dagegen ist es in Landschaftsfotografie durchaus möglich, 50 oder 85mm zum Einsatz zu bringen, um bestimmte Details herauszuarbeiten, wohingegen bei der Verwendung eines 300mm Teleobjektivs der Sinn und Zweck der Landschaftsfotografie vollständig verloren geht.

All das bedeutet nicht, dass ein Bild schlecht werden wird. Jeder Fotograf muss sich nur darüber im Klaren sein, welchen Zweck er verfolgt und wie sein Motiv für den Betrachter interessant wird.Ne
Dabei legt die Brennweite den Rahmen fest, durch den wir beim Fotografieren das Umfeld betrachten. Zu beachten ist und das scheint mir ein wesentlicher Unterschied zur Festbrennweite zu sein, dass sich bei einem Zoom-Objektiv der Bildausschnitt verändert. Bei einer Festbrennweite ist dies nicht der Fall! Zwar ändert sich bei einer Festbrennweite die Perspektive und die Position, jedoch bleibt der Bildausschnitt von Veränderungen ausgenommen.


Der Bildausschnitt

Die Frage muss also lauten, wie viel Veränderungen man in der Bildbearbeitung vornimmt, um einen nahezu optimalen Bildausschnitt zu erhalten. Je größer der Beschnitt (Crop), um so eher war die Objektivwahl für den gedachten Zweck ungeeignet.

Wer also seine Bilder stark beschneidet, nutzt sehr wahrscheinlich nicht die ideale Brennweite. Selbstreflexion ist also bei der Bildbearbeitung notwendig.


Das Objektiv

Jeder Fotograf entwickelt im Laufe seines Fotografenlebens gewisse Vorlieben. Ich persönlich bin kein Weitwinkel-Typ. Die meisten meiner Bilder entstehen mit einem 85mm- Objektiv. Beruflich „muss“ ich eher eine 35mm-Brennweite benutzen (Food-Fotografie für App’s und Kataloge). Dabei wird fast ausschließlich von oben direkt auf das Motiv fotografiert und 35mm erlauben mir genug Raum für einen 16:9-Beschnitt, der vorgeschrieben ist. Selbst bei Verwendung eines Zoom-Objektivs dreht sich dabei alles um den Bereich 30-40mm.

Dennoch entspricht das nicht unbedingt meiner Lieblingsbrennweite, denn mit der „gehe ich nah ran“, fotografiere also sehr viel lieber Details.


Universalbrennweite

Wenn es eine sogenannte Universalbrennweite überhaupt gibt, dann sind das die „berühmten“ 50mm – wie aus der Tabelle zu entnehmen ist. Sie deckt nahezu jeden Bereich eines Genre optimal ab.


Fazit

Sollte ich eine Empfehlung für eine Festbrennweite aussprechen wollen, dann sind es jene 50mm. Dazu noch ein 35mm- und ein 85mm-Objektiv und alle Bereiche der Fotografie sind ausreichend abgedeckt.
Wer ausschließlich im Bereich der Sportfotografie unterwegs ist, kommt um ein (meist sündhaft teures) Tele-Zoom bis 300mm Brennweite nicht herum. Wer stattdessen in der Architektur-Fotografie zu Hause ist, für den 17-24mm ideal. Wohlgemerkt, alles auf Vollformat gerechnet.

Die Nutzer von APS-C-Kameras müssen das natürlich entsprechend umrechnen. So ergibt 50mm Vollformat ein ca. 30mm APS-C-Format. Dagegen muss jemand, der 85mm am Vollformat möchte, auf ein 50mm APS-C-Objektiv zurückgreifen.


© 2022 Jürgen Pagel LICHTWERK.DESIGN

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