Die Camera obscura (lateinisch für dunkle Kammer) war ursprünglich ein abgedunkelter Raum mit einem Loch in der Wand. Das darin einfallende Licht projizierte bei ausreichend kleinem Lochdurchmesser auf die gegenüberliegende Wand ein auf dem Kopf stehendes Abbild der Außenwelt.
Dieses Prinzip erkannte bereits Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) im 4. Jahrhundert vor Christus, und der jüdische Gelehrte Levi ben Gershon erwähnte sie 1321 in seinem mathematischen Hauptwerk Maaseh Hoshev (Praktische Kunst des Rechners).
Letztlich war aber Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) der Erste, der die Funktionsweise der Camera obscura richtig deutete. Die ursprüngliche Camera obscura wurde im 17. Jahrhundert zu einem transportablen Kasten weiterentwickelt.
Bereits dem Physiker Johann Heinrich Schulze (1687–1744) war die Färbung chemischer Substanzen durch Sonnenlicht bekannt. Er vermischte dabei im Jahre 1717 Kreide mit einer Silberlösung und bemerkte mit der Salpetersäure die lichteinwirkende Veränderung. Charles-François Tiphaigne de la Roche griff 1760/61 diese Entdeckungen in seinem Roman Giphantie (der Titel ist ein Anagramm seines Namens) auf, um sie als Möglichkeit zu beschreiben, damit Fotografie zu betreiben.
Der aus Stralsund stammende Chemiker Carl Wilhelm Scheele (1742–1786) experimentierte mit Silbersalzen, bei denen er entdeckte, dass die Schwärzung durch metallisches Silber verursacht wurde.
Die ersten nachweisbaren Experimente zum Fixieren des fotografischen Bildes stammen aus den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts von Claude Niépce und Joseph Nicéphore Niépce (um 1798) und Thomas Wedgwood (1799).
Ab etwa 1815 begann der reiche Advokat Joseph Nicéphore Niépce sich mit der Lithografie zu beschäftigen. Mit seinem von ihm selbst als Heliographie bezeichneten Verfahren gelang ihm 1822 eine Direktkopie eines Lithografie-Porträts auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte, welche nach Auflösen der unbelichteten Asphalt-Partien mit Lavendelöl graviert wurde und so vervielfältigt werden konnte. Parallel dazu versuchte er bereits seit 1816 mit der Camera obscura Positivbilder auf verschiedenen Materialien herzustellen.
1829 benutzte er zusammen mit Daguerre eine mit Asphalt, Jod und Silber beschichtete Kupferplatte. Die vermutlich 1826 bis 1827 entstandene, erst 1952 wieder aufgefundene, älteste erhaltene Heliographie (wiederum auf Zinn) erforderte noch eine Belichtungszeit von mehreren Stunden. Sie zeigt den Blick aus dem Arbeitszimmer im Teil des Niépce-Landsitzes in Le Gras. Das Bild gehört heute zur Gernsheim-Sammlung der University of Texas at Austin.
Nach 1839 arbeiteten zahllose Forscher an der Verbesserung der fotografischen Verfahren. Weitere lichtempfindliche Silbersalze wurden entdeckt, die Linsen für die Camera obscura wurden verbessert, erste lichtstarke Objektive wurden gebaut (Petzval – Lichtstärke 3,7 für die Voigtländer-Metallkamera). Dadurch konnten die Belichtungszeiten verkürzt werden.
Zu den Verbesserungen der Verfahren zählen die Verwendung von:
Die Belichtungszeiten konnten bereits beim Albuminverfahren auf etwa 20 Sekunden reduziert werden. Im Besonderen bei den ab 1860 sich großer Beliebtheit erfeuenden Carte-de-visite (Visitformat) wurden Albumin-Fotopapiere eingesetzt. Die Kollodium-Nassplatte verkürzte die Belichtungszeit weiter auf wenige Sekunden.
Diese Verfahren hatten jedoch noch eine Reihe von Nachteilen:
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auch diese Probleme sukzessive gelöst, so durch Louis-Alphonse Poitevin, der 1855 den Gummidruck und den Pigmentdruck erfand. Man entwickelte verschiedene Trockenplatten (englisch dry plates), die mit Tanninen, Albumin oder Gelatine beschichtet waren (ab 1856), insbesondere die Gelatine-Trockenplatte (Richard Leach Maddox, 1871). Die industrielle Fertigung begann 1879.
Erste Untersuchungen über ein farbfotografisches Verfahren veröffentlichte Louis Ducos du Hauron 1862. Im Jahr 1868 präsentierte er erste farbige Pigmentdrucke und patentierte verschiedene Farbverfahren.
Im Jahr 1869 erfand Edward Muybridge einen der ersten Verschlüsse. Das ermöglichte einige Jahre später die ersten Reihenaufnahmen von bewegten Motiven (ders, umbenannt in Eadweard Muybridge, 1877). Er setzte dafür bis zu 30 Kameras ein.
Étienne-Jules Marey konstruierte 1883 das fotografische Gewehr, mit dem er eine ganze Serie von Belichtungen auf einer Platte festhalten konnte. Der Chronofotograf mit fester Platte und rotierendem Schlitzverschluss konnte – abhängig von der Belichtungszeit – bis zu hundert Bilder pro Sekunde anfertigen. Ottomar Anschütz konstruierte 1888 eine Kamera mit Schlitzverschluss für extrem kurze Belichtungszeiten.
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren die Voraussetzungen für die panchromatische Tonwertwiedergabe und die Farbfotografie geschaffen. Der Begriff der panchromatischen Sensibilisierung bezog sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch ausschließlich auf schwarzweiße Halbtonvorlagen. Panchromatische Platten waren ab 1906 verfügbar; bei ihnen sind die Fotomaterialien für alle Farben des Lichtspektrums sensibilisiert, was die Voraussetzung für eine tonwertrichtige Wiedergabe in Grauwerten und die Farbfotografie ist.
Durch die Trockenverfahren und die Verkleinerung der Amateurkameras am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Fotografie mobil; außerdem wurde eine industrielle Fertigung des fotografischen Aufnahmematerials möglich, da nun die Fotoplatten auch gelagert werden konnten.
Die Industrialisierung der Fotografie setzt zumindest ein Minimum an Standardisierung voraus; diese Entwicklung begann um 1888 mit der ersten in größerem Maßstab industriell gefertigten Rollfilmkamera, der Kodak Nr. 1. Der Apparat war klein, leicht, mit einem Verkaufspreis von 25 Dollar jedoch vergleichsweise teuer; fotografiert wurde zunächst auf dem papierbasierten Stripping-Film und später auf dem zelluloidbasierten American Film mit jeweils hundert runden Bildern.
Die ersten Handkameras waren nicht nur handlicher und preiswerter als die schon vorher als Reisekameras genutzten Klapp-, Falt- und Balgenkameras, sondern setzten auch eine Verarbeitungskette voraus. Neben der Durchsetzung des Rollfilms am Markt ist der Entwicklungsdienst eine wichtige Erfindung, die Eastman in die Fotografie einbrachte.
Getreu dem Motto „You press the button, we do the rest“ musste der Fotograf bei diesem Konzept nichts weiter tun als Motive zu suchen, auf den Auslöser zu drücken und später dann die fertigen Papierbilder zu betrachten: Eastman bot in den USA einen Entwicklungsdienst für 10 Dollar, bei dem man die Kamera samt abgeknipstem Film einschickte; nach Verarbeitung im Labor erhielt man nach etwa einem Monat dann die Kamera mit entwickelten Papierabzügen zurück, in die Kamera war dann bereits vom Labor ein neuer Film eingelegt worden. Die Papierbilder wurden nicht vergrößert, sondern entsprachen in ihren Abmessungen der Negativgröße. Lokale Fotohändler lieferten in Europa einen vergleichbaren oder sogar besseren Service, bei dem die Verarbeitung auch deutlich schneller und teilweise auch preiswerter erfolgte; in Deutschland konnte man um 1890 für den Preis der Kodak Nr. 1 (120 Mark) eine Plattenkamera wie Dr. R. Krügener's Taschenbuchkamera von der Firma Haake & Albers in Frankfurt am Main (60 Mark) und ein einfach ausgestattetes, aber komplettes heimisches Fotolabor (ebenfalls etwa 60 Mark) erwerben. 100 Trockenplatten kosteten etwa 5 Mark.
Die Kodak Nr. 1 war also keineswegs die erste Handkamera; bereits 1881 wurde beispielsweise die so genannte Detektivkamera von Thomas Bolas konstruiert und zum Patent angemeldet.
Eastman begann mit der Kodak Nr. 1 und dem vereinfachten Verarbeitungsfahren, vor allem jedoch durch eine aggressive Vermarktung, der Fotografie einen Massenmarkt zu erschließen. Sein Entwicklungsdienst war der erste Schritt, die Fotografie für jedermann zu erschließen. Die Meilensteine in diesem Prozess waren:
Ab 1900 stellte die deutsche Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation (kurz AGFA) Rollfilme für die Tageslichtwechslung in industrieller Produktion her.
Verbesserungen der Schärfe und Verringerung der Körnigkeit der fotografischen Emulsionen ermöglichten die Verkleinerung des Filmformates.
Thomas Alva Edison führte 1891 die Perforation von 35-mm-Film ein, der fortan als Kinofilm und Kleinbild-Film (135er) in der Fotografie genutzt wird.
Bereits in den 1930er Jahren wurde vereinzelt eine Belichtungsmessung in die Kameras integriert. Dadurch wurde der externe Handbelichtungsmesser oder das Schätzen der Zeit-Blenden-Kombination überflüssig. Die Exakta B war 1935 die erste Kamera mit eingebauter Blitzsynchronisation (für Osram Vacublitz Blitzbirnen). Kodak brachte 1938 in den USA mit der Super Kodak Six-20 die erste Kamera mit Belichtungsautomatik auf den Markt. Es handelte sich um eine Klappkamera mit eingebautem Selen-Belichtungsmesser und Blendenautomatik.
Ab den 1950er Jahren gelangten elektrische Elemente in die Fotokameras. Nikon lieferte für das Modell Nikon SP den ersten serienmäßig ansetzbaren Elektromotor (Motorantrieb) S-36 mit Batteriebetrieb.
Mit dem Eindringen von Kameraherstellern aus Fernost wurden die noch überwiegend mechanisch funktionierenden Apparate zunehmend automatisiert und elektronische Elemente zur Kamerasteuerung integriert. Ab Mitte der 1960er Jahre tauchten die ersten Kameras mit einer Belichtungsmessung durch das Objektiv (Through-the-lens, TTL) wie beispielsweise die Canon FX auf. Die ersten Kameras mit elektronisch gesteuertem Zentralverschluss erschienen (beispielsweise Minolta Electro-Shot, 1965). Die erste Spiegelreflex-Systemkamera mit Mehrfachbelichtungsautomatik stellte Minolta 1978 mit der XD-7 vor; ein kybernetisches System mit Computerschaltungen aus monolithischen LS-ICs und Hybrid-ICs steuerte zahlreiche Kamerafunktionen.
Auch das Fokussieren wurde automatisiert; 1971 zeigte Nikon den Prototyp eines Wechselobjektivs mit Autofokus, das Nikkor 1:4,5/85 mm gelangte jedoch nie in den Handel. 1977 präsentierte Konica mit der C35-AF die erste Kleinbild-Sucherkamera mit passivem Autofokus. Das erste aktive Autofokus-System auf der Basis einer Infrarot-Entfernungsmessung vermarktete Canon ab 1979 mit der AF35M, die auch als Autoboy bekannt ist.
Der zunehmenden Proprietarisierung der Zubehörprodukte versuchte das SCA-Adaptersystem von Metz entgegenzuwirken; es ermöglichte die Verwendung eines SCA-Blitzes mit verschiedenen proprietären Steuerungsinformationen über ein kameraspezifisches Adaptersystem an den Kameras unterschiedlicher Hersteller.
1985 landete Minolta einen Coup ersten Ranges, als mit der Minolta 7000 und 9000 die ersten Kleinbild-Spiegelreflexkameras mit Autofokus präsentiert werden konnten, Jahre bevor die Konkurrenz vergleichbare Systeme marktreif hatte; Nikon lizenzierte die Autofokus-Technologie und brachte bereits ein Jahr darauf die Nikon F-501 auf den Markt, während Canon auf eine Eigenentwicklung setzte und die ersten AF-Modelle erst 1987 präsentieren konnte (Canon EOS 650 und EOS 620). Ein Jahr später folgte mit der Minolta Dynax 7000i bereits die zweite Generation der AF-Kameras von Minolta mit „vorausberechnendem“ Autofokus, drei AF-Sensoren und der Fähigkeit zur Bewegungserkennung.
1990 entwickelte Kodak mit der Kodak DCS – einer erweiterten Nikon F3 – das erste vollständig digitale Kamerasystem, bei dem die analoge Bildinformation vom CCD-Sensor sofort einem Analog-Digital-Wandler zugeführt, in digitaler Form gespeichert und nun anschließend auch mittels EBV weiter verarbeitet werden konnte (drehen, spiegeln, skalieren, verfremden etc.).
Im August 2008 wurde mit der Panasonic LUMIX DMC-G1 die erste digitale Systemkamera mit Live-View ohne Schwingspiegel vorgestellt.
Die Farbfotografie basiert auf Experimenten aus der Frühzeit der Fotografie. So arbeitete bereits 1860 Niépce de Saint-Victor bekanntermaßen an einem Verfahren, alle Farben auf einer einzigen lichtempfindlichen Schicht aufzuzeichnen (Heliochromie). Im Jahr 1861 veröffentlichte der schottische Physiker James Clerk Maxwell das erste Farbfoto als Nachweis für die Theorie der additiven Farbmischung, die auf der Young-Helmholtzschen Farbtheorie basiert. Die Vorführung der additiven Farbmischung (Additionsverfahren) basierte auf drei Diapositiven, die durch drei Farbfilter (Rot, Grün und Blau) fotografiert worden waren und durch entsprechende Filter deckungsgleich projiziert wurden. Entsprechende farbfotografische Verfahren wurden parallel von Louis Ducos du Hauron und Charles Cros seit etwa 1862 entwickelt und 1868 gleichzeitig präsentiert. Allerdings konnte nur du Hauron ein patentiertes und praktikables Verfahren vorführen. Du Haurons Verfahren basierte auf Bromsilber-Kollodiumplatten und ergab Pigment-Diapositive. Beide Verfahren basieren jedoch auf dem Prinzip der Dreifarbigkeit (Trichromie).
Die orthochromatische Sensibilisierung des Negativmaterials gelang erstmals Hermann Wilhelm Vogel 1873; dabei wurde das Aufnahmematerial neben Blau auch für die Grün- und Gelbanteile des Lichts sensibilisiert.
Eine andere Interferenzmethode entwickelte Gabriel Lippmann, die er 1891 unter der Bezeichnung Methode der Photographie in Farbe mittels Interferenzmethode veröffentlichte. Für diese Entdeckung erhielt Lippman 1908 den Nobelpreis. Die Brüder Auguste und Louis Lumière stellten 1904 die Autochrom-Platten vor, die mit orangerot, grün und violett eingefärbten Stärkekörnchen aus Kartoffeln und einer Bromsilber-Gelatine-Emulsion arbeiteten; die Stärkekörnchen wirkten dabei als rasterartiger Filter. Die ersten Dreischichtenfilme wurden 1936 von Agfa und Kodak auf den Markt gebracht. Nach diesem Verfahren funktionieren Farbfilme prinzipiell bis heute.
Der erste CCD-Chip wurde 1970 von den Bell Laboratories entwickelt. Den ersten kommerziellen CCD-Sensor stellte Fairchild Imaging 1973 vor; er hatte eine Auflösung von 0,01 Megapixeln (100×100 Pixel).
Ab Mitte der 1980er Jahre erschienen die ersten kommerziell erhältlichen Digitalkameras, die noch als Still-Video-Kameras bezeichnet werden; als erstes Modell gilt eine Kamera die Steve Sasson für Kodak erfand, das erste kommerzielle Produkt ist die Fairchild MV-101 die 1973 auf den Markt kam.
Ab 1991 gewann die Digitalfotografie zunehmend an Bedeutung durch die Vorstellung erster Profi-Kameras (Digital Camera System oder DCS, eine Gemeinschaftsentwicklung von Kodak und Nikon). Die erste professionelle Kleinbild-Spiegelreflexkamera von Minolta folgte 1995 mit der Minolta RD-175 in 3-CCD-Technik und einer Auflösung von 1,75 Megapixeln.
1992 führte Kodak mit der Kodak Photo CD ein Hybridsystem ein, bei dem Bilder mit konventionellen Fotoapparaten erzeugt, die Bilder dann jedoch digitalisiert und auf CD-R ausgeliefert werden.
In den folgenden Jahren wurde die Bildauflösung der digitalen Fotoapparate kontinuierlich gesteigert; im Jahr 2004 galten fünf Megapixel als Standard, hochwertige Apparate lieferten Auflösungen zwischen sechs und 39 Megapixeln, die auch Ausbelichtungen in Postergrößen ermöglichten.
Die Technik der Digitalen Fotografie revolutionierte auch die Möglichkeiten der Digitalen Kunst, insbesondere auch durch die Technik der Fotomanipulation.
Infolge der Einführung von digitalen Aufnahme- und Bearbeitungstechniken wurden verschiedene Dateiformate wie JPEG und TIFF für die Speicherung der Bilddateien entwickelt. Insbesondere durch Kompressionsverfahren konnte die Bildgröße digitaler Bilder erheblich verkleinert werden; erst durch Kompression wurde die Einbindung von Bildern im Internet attraktiv.
Das beginnende 21. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch eine Verdrängung von analoger Fototechnik zugunsten digitaler Verfahren und durch eine Konvergenz von Computertechnik, Videotechnik und digitaler Fotografie.
Im Heimanwenderbereich haben sich Digitalkameras ab etwa 2003 durchgesetzt; in diesem Jahr wurden erstmals mehr Digitalkameras als analoge Apparate verkauft. Gleichzeitig setzte ein großes Angebot von entsprechenden Produkten ein: Im Jahr 2003 waren bis Jahresende insgesamt 1.463 neue Kameramodelle vorgestellt worden. Einige Jahre später setzten sich auch im Bereich der Spiegelreflexkameras digitale Geräte durch. Im Herbst 2008 wurde von Panasonic die erste Systemkamera für Heimanwender mit elektronischem Sucher und ohne Schwingspiegel, die Panasonic LUMIX DMC-G1 sowie mit Wechselobjektiven, vorgestellt und in den Markt eingeführt.
Digitalkameras werden seit Anfang des 21. Jahrhunderts auch zunehmend in andere Geräte integriert:
Umgekehrt hat sich aber auch die Videofunktion von Digitalkameras immer weiter entwickelt, so dass im September 2012 mit der Panasonic Lumix DMC-GH3 eine Systemkamera mit den Fähigkeiten einer digitalen Kinokamera vorgestellt wurde. [Alle Bilder und Text aus Wikipedia.de]
Handys erobern Mitte der 1990er-Jahre den Massenmarkt und die Ingenieure arbeiten fieberhaft daran, ihre Modelle von denen der Wettbewerber abzugrenzen. Zum Ende des Jahrzehnts kommen Entwickler in Japan auf die Idee, das Mobiltelefon mit einer Kamera zu kombinieren. Das Toshiba Camesse ist 1999 das erste Fotohandy, ein Jahr später folgt das J-SH04 von Sharp für den japanischen Mobilfunkanbieter J-Phone.
In Deutschland wird das erste Handyfoto 2002 geschossen. Sharp bringt sein GX10 auf den Markt. Das Klapphandy nimmt Bilder mit einer Auflösung von 352x288 Pixeln auf. Die betrachtet der Fotograf auf einem Display mit 120x160 Bildpunkte. Werte über die man heute nur schmunzeln kann. Doch die Handyhersteller glauben an den Erfolg der Kameralinse und eröffnen das Rennen um die meisten Pixel. Nokia bewirbt 2002 sein Modell 7650 als erstes Multimedia-Mobiltelefon. Die Kamera schießt Fotos mit 640 x 480 Pixeln. 2004 waren dann bereits 2-Megapixel-Kameras verbaut.
Den großen Durchbruch erlebt die Handyfotografie mit dem Start der Smartphones. Das Jahr 2007, als das erste iPhone auf dem Markt kam, gilt als Geburtsstunde dieser Gattung. Aktueller Standard sind hier acht Megapixel. Derzeit hat der chinesische Hersteller Oppo mit dem Find 7 die Nase vorn. Aufnahmen mit 50 Megapixeln sind mit dem Gerät möglich. Allerdings ist dies Stückwerk, denn der 13-Megapixel-Bildsensor schießt in kurzer Abfolge mehrere Fotos und setzt aus vier Bildern die 50-Megapixel-Aufnahme zusammen. Ohne derartige Tricks schafft der 41-Megapixel-Sensor im Nokia Lumia 1020 Aufnahmen mit 38 Megapixeln. Die Vorteile der Smartphones gegenüber der klassischen Digitalkamera liegen auf der Hand: Sein Smartphone hat man immer dabei, man muss keine Speicherkarte auslesen und kann Fotos direkt an Freunde mailen oder auf Online-Plattformen hochladen. Somit dürfte es kaum überraschen, dass in Yahoos Fotogemeinschaft Flickr vier iPhone-Modelle die ersten Plätze belegen.
Die führenden Smartphone-Hersteller wie Samsung, HTC und Apple arbeiten mit Hochdruck daran, Funktionen klassischer Kameras in ihre Smartphones zu übernehmen. Dazu gehören Bildstabilisatoren, manuelle Einstellung von Schärfe und Belichtung, Panoramafotos und High Dynamic Range Fotografie (HDR). Apple verpasst seinem iPhone 5S einen sogenannten „True Tone“-Blitz. Aus weißem und bernsteinfarbenem LED-Licht wird die richtige Mischung errechnet, um Objekte so aufzuhellen, dass sie möglichst natürlich aussehen. Der taiwanesische Hersteller HTC stattet sein Modell One M8 mit zwei Kameralinsen auf der Rückseite aus. Eine Vier-Megapixel-Linse schießt Fotos und die zweite Linse erfasst die Entfernungsdaten des Motivs. Diese Tiefenschärfeinformation wird im Smartphone gesichert, so kann der Fotograf noch nachträglich entscheiden, ob das Objekt im Vordergrund oder lieber eine Person im Hintergrund scharf dargestellt werden soll. Auch 3D-ähnliche Fotoeffekte lassen sich damit erzeugen. Vermutlich wird sich bald auch Apple in eine ähnliche Richtung bewegen: Stellenausschreibungen in Kalifornien und die Übernahme des israelischen Unternehmens 3D Prime Sense deuten an, dass man auch in Cupertino an einer plenoptischen Kamera für die Lichtfeldfotografie arbeitet.
Aufgrund der schmalen Bauweise von Smartphones existieren physikalische Grenzen. Der Abstand zwischen Linse und Sensor ist gering, es gibt in der Regel kein optisches Zoom und keine Austauschlinsen. Das beschäftigt auch die Apple-Ingenieure. Im Frühjahr 2014 erhält das Unternehmen ein Patent für austauschbare Linsen beim iPhone. Per Bajonettverschluss werden Objektive am Smartphone fixiert. Bis es soweit ist, bieten Hersteller wie Olloclip Aufsteckobjektive mit Tele, Weitwinkel, Makro und Fischauge an. Sony geht einen anderen Weg und verbindet Smartphone und Objektiv per Datenfunk. Die Smartshot-Objektive sind eigentlich vollwertige Digitalkameras, denen lediglich ein Display fehlt. Das QX10 verfügt über einen 18 Megapixel CMOS-Sensor und das QX100 über einen 20,2 Megapixel CMOS-Sensor sowie ein zehnfaches optisches Zoom. Die Objektive koppelt der Fotograf per Datenfunk mit seinem Smartphone. Das Zubehör kann irgendwo liegen und der Fotograf löst von woanders aus. Aktuelle Smartphones sind längst nicht mehr nur Fotokameras, sondern auch Full-HD-Videokameras. Hier wartet die nächste Herausforderung für die Hersteller. Mit der kommenden Fernsehauflösung 4K oder Ultra HD genannt (3840×2160 Pixel), können die ersten Smartphones – wie das Sony Xperia Z2 – bereits mithalten. [aus Fotomagazin 2015]
Sony G-Lens aus Amazon
Mittlerweile sind mit dem SAMSUNG S22 ein Handy auf dem Markt, dass mit 4 Kameras und 108 Megapixel den Durchbruch verspricht. Allerdings vermag es diesen Anspruch nicht zu halten - wie Benjamin Jaworsky in einem im November veröffentlichtem YouTube-Video feststellt. Die Werbestrategen der Unternehmen scheuen nicht davor zurück, Werbesversprechen vom Stapel zu lassen, die nicht annähernd erfüllt werden können. Denn auch Samsung‘s neuestes Modell kommt um die physikalischen Grenzen nicht herum.
So sind die propagierten 108 Megapixel nur mit einer Kamera zu erzielen, wobei sich die anderen Kameras mit rund 10 Megaixel am unteren Rand der Skala bewegen - also auf einem Niveau, das bereits 2007 und somit vor 15 Jahren, schon erreicht wurde. Werden die mit der 108 Megapixel Kamera erstellten Bilder vergrößert, findet man nur matschige, keine Details enthaltene Aufnahmen vor, die grob erahnen lassen, um was es geht. Aus der Ferne betrachtet ist das alles in Ordnung. Aber die Details gehen durch Interpolation und vielfache Rechenprozesse der Software nahezu vollkommen verloren. Für den Hobbyuser, für einen schnellen Schnappschuss nebenbei und als Erinnerung mag das noch hinreichend funktionieren. Aber für den Profifotografen sind die so entstandenen Bilder vollkommen wertlos und nicht zu gebrauchen.
Fotografien stellen einen hohen Wert dar. Sie sind geschichtlich wertvoll und noch heute spricht man über bekannte Fotografen wie NOBUYOSHI ARAKI, ANDY WHARHOL, SYLVIE BLUM, GABO, WILLIE MÖGLE, ANNIE LEIBOWITZ, PETER LINDBERGH, CINDY SHERMAN und andere. Keiner von ihnen ist mit seiner Handyfotografie bekannt, geschweige denn berühmt geworden. Oder fällt Ihnen ein namhafter Handyfotografie der Neuzeit ein?
Mit dem Handy verschwinden Sie und Ihre Fotografien im weiten Word Wide Web, in Instagram, in Facebook und sind stets auf der Jagd nach Likes derer, die Ihre Bilder länger als 0,52 Sekunden (durchschnittliche Betrachtungszeit auf Instagram) anschauen mögen. Der Zweck heiligt die Mittel. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Wenn Sie genau das wollen, nämlich Likes in sozialen Medien, sind Sie mit der Handyfotogafie gut aufgehoben. Das ist keineswegs schlecht. Wollen Sie aber nachhaltige Fotografien erzeugen, die sich aus dem Allerlei des Mainstreams hervorheben, die Aussagekraft entfalten, die Ungewöhnliches auf ungewöhnliche Art zeigen, die polarisieren, die in sich stimmig sind, die Geschichte festhalten und bedeutsam sind, sollten Sie das Handy in der Tasche lassen und lieber auf eine Technik zugreifen, die auf Grund der physikalischen Gegebenheiten deutlich mehr erlaubt, als das mit einem Handy nach dem derzeitigen Stand der Technik (und der ist schon ziemlich gut bis sehr gut) möglich ist.
Die „klassischen“ Kamerahersteller wie Nikon, Leica, Fujifilm, Panasonic, Sony und Canon (die Auflistung ist weder vollständig noch in ihrer Reihenfolge wertend) haben das erkannt. Sie reizen aus, was geht. Wobei auch dabei festzustellen bleibt, dass die Grenzen langsam aber sicher erreicht werden. Viele Megapixel bringen eben auch viele neue Probleme mit sich (siehe Thema Rauschen oder nicht mehr kompatible Objektive wie bei der neuen Fujifilm X-T5, die zu einem Systemwechsel innerhalb eines Systems führen müssen) und alle Kamerahersteller einigt mittlerweile das Problem der Nichtverfügbarkeit von dem, was sie großspurig ankündigen. Die Lieferzeiten von Fujifilm‘s neuem Flagschiff X-T5 wurden zwischenzeitlich von Anfang November 2022 in das Frühjahr 2023 verschoben. Was nutzt also die neueste und angeblich beste Kamera, wenn sie nicht lieferbar ist - warum auch immer.
All diese Hersteller beschäftigen ganze Armeen von Marketingstrategen, die ziemlich genau wissen, was sie tun. Der Entwicklung vertrauend, haben Handy‘s in Sachen Bildqualität schon verloren. Da ändert auch die KI (künstliche Intelligenz) nichts daran, denn diese hält auch mittlerweile in allen Mittelklassekameras ungehinderten Einzug und liefert eindeutig die besseren Ergebnisse.
Damit sind wir wieder bei dem Punkt, dass jedes Ding seinen Zweck hat und es eine eierlegende Wollmilchsau eben doch nicht gibt. Das gilt übrigens für das Medium Handy genauso, wie für das der „klassischen“ Kameras.
Hochpräsentative Portrait- oder Architekturfotografie, Fotografie für Unternehmen, im Bereich der Food-Fotografie und viele andere Lebensbereiche sind ohne „klassische“ Kameras mit Wechselobjektiven im Voll- oder APS-C-Format nicht vorstellbar - heute nicht und auch nicht in 10 oder 15 Jahren. Fotografie ist und bleibt mit dem entsprechenden Handwerkszeug unbestritten wertvoll. Selbstverständlich unter Berücksichtigung des jeweiligen Einsatzgebietes und des Einsatzzwecks.
Wir sollten uns also weder in‘s Bockshorn jagen noch verwirren lassen, nur weil ein paar „Freaks“ es gerne anders hätten. Und nein, mir ist nicht bekannt, dass Kameras telefonieren können müssen ;-).
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