Fotografieren kann so einfach sein!
Ein paar Regeln für Spaß an der Fotografie (Einsteigermodus)


Unscharfe Fotos
Einer der häufigsten Gründe für ungewollte Unschärfen in Deinen Fotos sind eine zu lange
Belichtungszeit, ein zu niedriger
ISO-Wert
und eine zu hohe
Blendenzahl.
Um das zu verhindern, bedarf es der Kenntnis des Zusammenhangs dieser drei vorgenannten Werte.
Blende
Die Blende ist die Öffnung in Deinem Objektiv, durch die das Licht auf den Sensor im inneren Deiner Kamera trifft, denn Fotografieren ist malen mit Licht.
Die Öffnung wird durch sogenannte Lamellen bestimmt, die sich mit der Blendenzahl in ihrer Anordnung kreisförmig verändern.
Dabei bedeutet die kleinste Blendenzahl eine nahezu geschlossene Blende und eine hohe Blendenzahl eine weit geöffnete Blende. Die Anordnung der Lamellen hängt von physikalischen Eigenschaften ab, die Blendenwerte von f/0.95 bis f/36.0 erlaubt. Üblich sind Werte zwischen f/1.2 und f/22.0.

Brennweite
Die Brennweite ist der Abstand zwischen der Hauptebene einer optischen Linse und dem Fokus (Brennpunkt). Die Brennweite wird in Millimeter angeben und Du findest sie auf den Angaben Deines Objektivs. Beispielsweise werden 18mm für Weitwinkel und 200mm für den Telebereich benannt.
Schärfentiefe (Synonym: Tiefenschärfe)
Je kleiner die Blendenzahl, umso geringer ist die Tiefenschärfe. Das bedeutet, dass bei geringer Tiefenschärfe der Bereich in Deinem Foto, der scharf abgebildet wird nur sehr gering ist.
Beispiel: Fujinon XF 18-55mm, Einstellung 18mm, Blende f/2.8, Abstand zum Objekt 5 Meter. Die gesamte Schärfentiefe beträgt ca. 29 Meter. Davon 8% vor dem Objekt und 92% hinter dem Objekt.
Veränderst Du bei gleichem Objektiv, gleicher Blende und gleichem Abstand zum Objekt die Brennweite auf 55mm, so beträgt die Schärfentiefe insgesamt nur noch ca. 1 Meter, wobei 46% auf den Bereich vor dem Objekt (40 cm) und 54% (50 cm) entfallen. Die Schärfentiefe ist also deutlich geringer geworden.
Ähnliches geschieht, wenn Du die Blende schließt. Bei einer Brennweite von 18mm und einer Blende f/11.0 ist die Schärfentiefe nahezu unendlich. Sie beträgt vor dem Objekt ca. 3,80 Meter und reicht hinter dem Objekt bis ins Unendliche. Du hast also mit einer geschlossenen Blende eine deutlich größeren Schärfentiefenbereich. Bei Landschaftsaufnahmen ist in aller Regel genau das ein Ziel. Bei Portraitaufnahmen musst Du dagegen aufpassen, dass nicht nur die Nasenspitze scharfgestellt ist und die Ohren bereits in der Unschärfe verschwinden, was bei Blendenzahlen von f/0,95 oder f/1.2 sehr schnell geschehen kann.
Hinzu kommt bei größeren Blendenzahlen ein physikalisches Problem hinzu. Auf Grund der starken Beugung der Lichtstrahlen kommt es bei Vollformatsensoren ab Blende f/11.0 und bei APS-C-Sensoren bereits ab Blende f/8.0 zu einer sogenannten Beugungsunschärfe. Hohe Blendenzahlen sind also nicht immer ein Garant für einen hohen Schärfentiefenbereich.
Nutzt Du Micro-Four-Thirds-Kamera (MFT), solltest Du nicht stärker als 6,3 abblenden, um der Beugungsunschärfe keine Chance zu geben.

Belichtungszeit (Synonym: Verschlusszeit)
Die Belichtungszeit regelt, wie lange Licht auf den Bildsensor fällt und ob infolgedessen zu viel oder zu wenig Licht für eine korrekt belichtete Aufnahme vorhanden ist. Je nach Belichtungszeit kann eine Aufnahme aus der Hand scharf oder verwackelt (unscharf) werden. Je länger die Belichtungszeit, umso größer die Gefahr des Verwackelns.
Die Belichtungszeit ist je nach Motiv für die Aussage des Bildes relevant.
ISO-Wert
In der Vergangenheit gab es viele Systeme zur Bezeichnung der Filmempfindlichkeit. Das ISO-System wurde im Jahr 1974 eingeführt und ist eine Kombination der Systeme ASA und DIN. Für Dich ist die Bedeutung der ISO-Werte wichtig. Bei Digitalkameras sagt man oft, dass man durch die ISO-Einstellung die Lichtempfindlichkeit des Sensors verändert. Diese Erklärung ist allerdings nicht korrekt. Es geht vielmehr um eine Verstärkung des Signals. Der Sensor ist der Empfänger und wenn Du die ISO höher einstellst, erhält Dein Sensor mehr Informationen (in dem Fall ein helleres Bild). Und hier liegt meist das Problem für den Fotografen: Man kann dieses Signal ohne Rauschen nicht verstärken. Das Bildrauschen stellt vor allem ein Problem bei schlechten Lichtverhältnissen dar. Willst Du jedoch in der Morgen- und Abenddämmerung oder gar des Nachts ein Foto „schießen“, die Verschlusszeiten auf Grund einer sich bewegenden Szenerie dennoch kurzhalten und eine akzeptable Schärfentiefe erzielen, bleibt Dir nichts anderes übrig, als die ISO dementsprechend zu erhöhen – getreu dem Motto, lieber ein „verrauschtes“ Bild als gar keines zu haben. Meist lässt sich das Rauschen jedoch mit entsprechender Software gut beherrschen.
Du hast also drei Kenngrößen, die Du für Deine Fotografie verändern kannst und je nach Situation einstellen musst.
Und tatsächlich ist die Unkenntnis dieser drei Größen und deren Abhängigkeit untereinander eine der häufigsten Ursachen für misslungene Fotos – auch bei der Fotografie mit dem Smartphone, wobei hier die geräteinterne Software deutlich stärker eingreift, als dies bei einer Systemkamera der Fall ist (außer Du fotografierst ausschließlich im vollautomatischen Modus).

Merke Dir folglich bitte folgende Grundregeln für eine Art der Fotografie, die Dir Freude bereiten wird:
- Offene Blende (kleine Blendenzahl) => geringe Schärfentiefe
Geschlossene Blende (große Blendenzahl) => hohe Schärfentiefe - Kleine Brennweite => Weitwinkel, viel auf dem Bild, Große Brennweite => Entferntes nah ran holen, kleiner Bildausschnitt
- Kurze Belichtungszeit => gut für sich bewegende Motive und Landschaften
Lange Belichtungszeit => gut für statische Motive und Landschaften, jedoch schlecht für sich bewegende Motive, es sei denn eine Bewegungsschärfe ist gewollt - Geringer ISO-Wert => Wenig bis gar kein Rauschen => erfordert lange Belichtungszeiten => schlecht für bewegende Motive bei schlechten Lichtverhältnissen
Hoher ISO-Wert => Mehr bis viel Rauschen => schlecht für den Gesamteindruck des Bildes, erfordert den Eingriff entsprechender Software bzw. eine Kamera mit entsprechendem Sensor (meist sehr teuer) - Sollen Motive in der Bewegung „eingefroren“ werden, benötigst Du sehr kurze Verschlusszeiten. Im Sport sind 1/500 bis 1/1000 Sekunde üblich. Spielende, herumtollende Kinder oder Tiere in schneller Bewegung solltest Du mit 1/500, vorbeifahrende Sportwagen mit 1/2000 oder kürzer belichten.
- Je größer die Brennweite, um so kürzer muss die Belichtungszeit sein. Die „alten“ Formeln „Kehrwert der Brennweite = Belichtungszeit“ (200mm Brennweite mindestens 1/200 Sekunde Belichtungszeit) oder Freihandgrenze (max. Belichtungszeit) = 1/ Brennweite sind obsolet. Sie stammen aus Zeiten der analogen Fotografie und sind bei Systemkameras mit Zurückhaltung zu genießen. Mit OBIS (On-Body-Image-Stabilisation) im Objektiv oder/ und IBIS (In-Body-Image-Stabilisation) im Kamerabody sind – auch wenn die Angaben der Hersteller meistens deutlich übertrieben sind – durchaus auch längere Verschlusszeiten aus der Hand noch möglich. Hierbei gilt: Versuch macht klug.
- Für sich bewegende Objekte benötigst Du kurze Verschlusszeiten. Kurze Verschlusszeiten lassen weniger Licht auf den Sensor. Deswegen musst Du entweder die Blende vergrößern (kleinere Blendenzahl) oder den ISO-Wert erhöhen.
Ist Dir eine hohe Schärfentiefe bei sich bewegenden Objekten wichtig, sind die Blende und die Verschlusszeit sozusagen fixiert und Du hast nur noch die ISO als einzustellende Größe. Bei schlechten Lichtverhältnissen wirst Du mit einem verrauschten Bild vorliebnehmen müssen. Wieviel Rauschen Deine Kamera erzeugt, musst Du ausprobieren. - Für statische Motive wie Landschaften oder solche Bildkompositionen, in denen sich niemand schnell bewegt, hast Du alle Möglichkeiten offen. Du willst eine hohe Schärfentiefe (also möglichst vieles in Deinem Bild scharf gestellt wissen), wählst Du eine möglichst niedrige ISO, eine dementsprechend lange Verschlusszeit und eine hohe Blendenzahl (hohe Schärfentiefe).
Sind die Lichtverhältnisse dabei - wie unter Punkt 7. beschrieben - schlecht, kannst Du dennoch die ISO niedrig halten und dafür die Verschlusszeit dementsprechend verlängern. - Du wirst also immer mindestens eine der Kenngrößen anpassen müssen, um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten.
Eine schnellstmögliche Verschlusszeit bei geschlossener Blende und niedrigem ISO-Wert wird zwangsläufig immer zu unterbelichteten Fotografien führen. Das ist in der Bildbearbeitung allerdings das kleinere Problem als lange Verschlusszeiten mit kleiner Blendenzahl, die zur Überbelichtung führen. Denn bei einer Überbelichtung sind die hellen Bereiche meist „ausgefressen“ – man spricht von informationslosen, hellen Bereichen, aus denen sich in der nachträglichen Bildbearbeitung auch keine Information mehr herausholen lässt. Es wird ihnen stets an Struktur und Details fehlen – sie sind einfach nur hell. - Eine Software kann nicht zaubern, auch wenn mittels KI (künstlicher Intelligenz) heutzutage die Möglichkeiten in der Bildbearbeitung deutlich besser sind als noch vor wenigen Jahren. Deswegen sollte Dein Ziel sein, immer ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und vor allem Spaß bei Deinem wirklich großartigen Hobby.
Für Fragen stehe ich Dir selbstverständlich gerne zur Verfügung.
©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design
Neunzehn58 Photographie







