Schlüssel und Pfahlbauten - Making of
Schlüssel und Pfahlbauten
Bildkomposition
Die Bildkomposition ist das wesentliche Element eines Bildes. Die Bildkomposition besteht aus einem Vorder-, einem Hintergrund, dem Motiv selbst, dem negativen und dem positiven Raum sowie dem Zusammenspiel von Farben bei der Farbfotografie und den Kontrasten bei der Schwarz-Weiß-Fotografie.
Des Weiteren bestimmen Linienführung, Muster, Bildaufteilung und die Perspektive die Bildwirkung auf den Betrachter.
Hierbei sind in der Entwicklung, der Bearbeitung die Möglichkeiten zur nachträglichen Korrektur sehr begrenzt. Eine Änderung des Bildausschnitts erzwingt stets eine Reduktion der Auflösung. Wurde das Ausgangsmaterial mit einer 40-Megapixel-Kamera aufgenommen, bleibt nach einem Crop (Beschnitt) meist noch ausreichend Auflösung, um großformatige Drucke anzufertigen. Bei den üblichen 24-26 MP sieht das u.U. schon anders aus.
Es ist also von großer Bedeutung, dass Du Dir vor dem Auslösen darüber im Klaren bist, was Du mi dem Bild aussagen möchtest. Mit anderen Worten: aus einem schlecht „komponierten“ Bild wird nach der Bearbeitung kein Besseres.
Schärfe
Die Schärfe wird von nahezu jedem Betrachter als absolute Grundvoraussetzung angesehen. Ausnahmen stellen lediglich in sich unscharfe Bildserien dar. Ansonsten wird eine unscharfe Fotografie als misslungen angesehen werden. Ist ein Bild von vornherein unscharf, lässt sich das auch in der Bildbearbeitung nur sehr begrenzt korrigieren. Sitzt der Fokus an der falschen Stelle, ist eine Korrektur in anderen Bildbereichen gar nicht mehr möglich und ergibt auch keinen Sinn.
Neben dem manuellen Setzen des Fokus oder dem Vertrauen auf einen schnell und perfekt funktionierenden Autofokus, hat das verwendete Objektiv den größten Einfluss auf die wahrgenommene Schärfe.
Eine 47-MP-Kamera wie die Fujifilm X-T5 kann ihre Vorteile hinsichtlich der Bildqualität nur abliefern, wenn die Objektive in der Lage sind, diese Auflösung auch zu nutzen. Das ist nicht bei allen Objektiven der Fall. Deswegen bedeutet der Wechsel zu einer hochauflösenden Kamera zumeist auch den Wechsel des gesamten Objektivbestandes – ein Kostenfaktor, der gerne übersehen wird.
So bestimmt das Objektiv nicht nur die Schärfewahrnehmung an sich, sondern auch den Kontrast und die Dynamik, somit die Farbwiedergabe.
Bestes Beispiel dafür ist sogenanntes Altglas. Dabei handelt es sich meist um hervorragende Objektive, die allerdings bauart- und bauzeitbedingt (sie stammen oftmals aus den 60ziger und siebziger Jahren) für vollformatige Spiegelreflexkameras gerechnet wurden und an den heutigen digitalen Systemkameras zwar immer noch herausragende Abbildungsleistungen liefern, aber unter einem Schärfeverlust leiden – vor allem zu den Randbereichen hin. Sie entwickeln einen eigenen Look, aber eben mit Einbußen in der Schärfeleistung. Damit kann man gut leben. Die Frage ist vielmehr, ob man damit leben will. Schließlich kaufst Du Dir keine 4.500 Euro teure Kamera, um Abstriche hinsichtlich der Schärfe in Kauf zu nehmen. Wer also viel Altglas in seinem Bestand hat und auf dessen Einsatz nicht verzichten will, tut gut daran, auf die Anschaffung einer teuren Kamera mit hoher Auflösung zu verzichten.
Dabei erachte ich es als falsch, sogenannte Kit-Objektive grundsätzlich zu verurteilen. Das Nikon DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR liefert beispielsweise an der Nikon Z50 hervorragend ab. Es kommt halt immer darauf an. Erfahrung macht klug und ausprobieren ist hier sicher der richtige Ansatz.
Auch der Schärfeverlauf (Schärfentiefe) – neben der Lichtsetzung ein wesentliches, gestalterisches Element der Fotografie – lässt sich im nach hinein in der Bildbearbeitung nicht korrigieren.
Licht
Das Licht bestimmt im Wesentlichen die Bildwirkung, die Anmutung, die Bildaussage und die Wahrnehmung einer Fotografie. Und auch hier sind die Bearbeitungsmöglichkeiten sehr begrenzt. Du kannst das Licht und dessen Wirkung in der Bildbearbeitung nachträglich reduzieren, aber Du kannst kein Licht dort erzeugen, wo keines war.
Die Wirkungen von Licht und Schatten sind essenziell. Selbst wenn die Schärfe perfekt sitzt, Du bei der Bildkomposition alles richtig gemacht hast und Deine Bildaussage trefflich war, „funktioniert“ das Bild ohne das „richtige“ Licht nur schwerlich bis gar nicht.
Ob Du nun am Abend oder am Morgen fotografierst, bleibt dabei Dir überlassen. Auch in der Mittagssonne kann man – entgegen anders lautenden Aussagen – großartige Bilder machen. Es kommt darauf an, was Du mit Deinem Bild aussagen möchtest. Aus einer Fotografie zur blauen Stunde mittels Bildbearbeitung eine zur goldenen Stunde zu machen, finde ich ziemlich sinnbefreit. Da wäre es besser gewesen, tatsächlich zur goldenen Stunde vor Ort zu sein oder dann eben auf das Foto zu verzichten. Man muss schließlich nicht alles und jeden zu jeder Zeit fotografiert haben (Ausnahmen sind nur in der professionellen Auftragsfotografie erlaubt, wo Termine und räumliche Situationen nun einmal Bestandteil eines Auftrages sind).
2. Selektieren
Ansel Adams (* 20. Februar 1902 in San Francisco, Kalifornien; † 22. April 1984 in Carmel-by-the-Sea, Kalifornien war ein US-amerikanischer Fotograf, Autor und Lehrer der künstlerischen Fotografie) sagte einmal: „Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute. Fotografieren ist mehr als auf den Auslöser drücken“.
Das bedeutet für Dich, jeden Monat ein Bild herauszusuchen, dass Deiner Meinung das Beste des Monats ist. Ein schöner Spaß, an dem Du stundenlang Freude haben wirst. Definitiv ist das nicht in 10 Minuten erledigt – zumindest dann nicht, wenn Deine Bibliothek 10.000 Bilder und mehr im Jahr umfasst.
Warum steht das Selektieren vor dem Bearbeiten? Weil es keinen Sinn ergibt Bilder zu bearbeiten, die technisch, bezogen auf die Bildaussage sowie auf die Schärfe nicht dem Anspruch genügen. Alles aufzuheben ist eine große Unart. Viel Speicherplatz und vor allem Zeit geht dadurch verloren.
Technisch schlechte Bilder gehören ohne Kompromisse gelöscht.
Unscharf? Weg damit.
Etwas unscharf? Weg damit.
Überbelichtet? Weg damit.
Unterbelichtet? Versuche, das zu retten. Geht das nicht, dann weg damit.
Da hilft es auch nicht weiter, wenn die Erinnerungen „hochkommen“.
Beschränke Dich auf das Wesentliche.
Es gibt – glaube zumindest ich – nichts Schlimmeres, als sich 1.000 (großartige) Bilder einer Urlaubsreise anschauen zu müssen. 100 sind schon zu viel. Auch hier solltest Du alle Bilder löschen, deren Aussage verfehlt wurde oder die keine Bildaussage haben. Die eine Blüte im Blütenmeer mitten im Gestrüpp – weg damit.
Setze Dir jedes Jahr eine Obergrenze an Bildern, die Du behalten möchtest und die für Dich einen großen Wert darstellen. Das können Erinnerungen ebenso sein, wie herausragende technisch einwandfreie Bilder.
Dabei sollten zwei Überlegungen eine Rolle spielen:
a. Ein möglicher Betrachter kann nur die Bilder beurteilen, die Du ihm zeigst. Die anderen kennt er nicht und wird sie auch nicht kennenlernen.
b. Fünf großartige Bilder hinterlassen beim Betrachter einen wesentlich besseren Eindruck als zehn Bilder, von denen Fünf großartig und weitere Fünf schlecht sind.
Betrachte Deine Bilder mit Abstand.
Damit meine ich nicht nur die Distanz, also den räumlichen Abstand, sondern auch die zeitliche Distanz.
Mir persönlich geht das bei der Bildbearbeitung häufig so. Ich bearbeite ein Bild am Abend und finde es perfekt. Dann schaue es mir am nächsten Morgen noch einmal an. Und es gefällt mir nicht mehr.
Aber auch die räumliche Wirkung kann sehr unterschiedlich sein. Sortiere auch hierbei konsequent alles aus, was nicht Deinem Anspruch an Dich und Deine Art der Fotografie entspricht.
Selektieren mittels Lightroom.
Letztendlich bleibt es Dir überlassen, wie und mit welchem Programm Du die Selektion vornimmst. Ich favorisiere hierfür Lightroom. Die Darstellung ist übersichtlich und lässt sich gut anpassen.
Die Bilder, die übrig bleiben, werden bearbeitet. Fertig. Und sollte dann doch mal eines dazwischen „rutschen“, dessen Bearbeitung sich nicht lohnt oder bei dem eine Überbelichtung nicht mehr zu retten ist, dann ist auch das schnell gelöscht.
Ergebnis
Machst Du das mit der gleichen Konsequenz, mit der Du Deine Bilder gefertigt hast, bekommst Du ohne großen Zeitaufwand eine Bibliothek mit beachtenswerten Bildern.
3. Bearbeiten
Immer wieder und vor allem immer noch begegnen mir Menschen – Fotografen wie Nicht-Fotografen gleichermaßen, die mir vorwerfen, dass meine Bilder ja bearbeitet seien. Mit anderen Worten meinen sie eigentlich: „Deine Bilder sind weniger wert als solche, die direkt aus der Kamera kommen.“ Damit reihen sie sich in eine Mehrheit ein, die jedwede Art der Bildbearbeitung für Teufelswerk hält und einfach nicht verstehen will, dass in analogen Zeiten kein Fotograf einem Betrachter den „vollen“ Film gereicht hat, damit der sich die unentwickelten Bilder anschauen kann.
Entwicklung und die damit verbundene Retusche sind so alt, wie das Fotografieren selbst. Seinerzeit hat man das eben in der Entwicklung gemacht oder nachträglich am Ausgangsmaterial. Mittlerweile ist die KI (künstliche Intelligenz) nicht mehr wegzudenken – dass auch nicht erst seit jüngster Zeit.
Viele verwechseln leider sehr häufig die Entwicklung, die Retusche mit dem Composing. Himmel austauschen oder etwas hinzufügen, was im Original nicht da war, ist eine Sache – m.E. übrigens eine, die gekennzeichnet werden sollte. Die Bildentwicklung aus einer RAW-Datei (das RAW ist nämlich kein Bild, sondern eine Datei) heraus dagegen ist etwas vollkommen Normales und gibt dem „nackten“ Bild erst den Ausdruck, den es braucht.
Bilder unbearbeitet zu lassen, ist wie eine Suppe ohne Salz. Dabei bleibt unglaublich viel Potenzial des Bildes auf der Strecke. Ja, ich bin mir durchaus bewusst, dass sowieso kein einziges Bild die Kamera unbearbeitet verlässt. Selbst die vermeintlichen Roh-Dateien haben kameraintern bereits eine Verarbeitungsprozess durchlaufen. Aber eben nicht so, wie Du das willst, sondern so, wie die Kamera denkt, dass es richtig ist. Und das ist es leider nicht immer.
Mit den Filmsimulationen á la Fujifilm sind auch bearbeitete JPEG’s direkt aus der Kamera ein Kinderspiel. Mittlerweile bieten allerdings Lightroom oder Capture One auch solche Filmsimulationen für die RAW-Dateien an.
Bildausschnitt definieren
Tatsächlich findet sich auf einer Fotografie im Entwicklungsstadium etwas, das da nicht hingehört. Entweder es lässt sich retuschieren oder durch die Wahl eines anderen Bildausschnitts beseitigen. Manchmal passt auch der Bildausschnitt nicht exakt so, wie das der Plan war. Beispielsweise ist das Auge nicht im Schnittpunkt von zwei Drittellinien (was es auch nicht zwingend sein muss) oder der negative Raum erscheint zu groß. Dann wird ein Crop notwendig, der die Szenerie ins richtige Licht rückt.
Dynamik und Kontrast hervorheben
Der Dynamikumfang variiert von Kamera zu Kamera bzw. von Sensor zu Sensor. Vielleicht entspricht auch der Dynamikumfang oder der Kontrast nicht dem, wie Du das bei der Aufnahme empfunden bzw. gesehen hast. Hier musst Du dann ein wenig nachhelfen. Aber das gehört zur Bildentwicklung dazu.
Auf die einzelnen Bearbeitungsprozesse möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Das sprengt eindeutig den Rahmen dieses Blog-Beitrages. Wer dazu jedoch mehr wissen will, dem sei einschlägige Literatur empfohlen.
Fazit
Was auch immer Du letztendlich anstellst, tue es mit System, mit Struktur. Beachte die Reihenfolge und alle zuvor genannten Punkte, denn Deine Bilder sollten es Dir wert sein.
Hinweis: 0% des Textes ähnelt Online-Quellen
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