Fotografie für Anfänger - eine Beitragsserie

Jürgen Pagel

Fotografie für Anfänger - eine Beitragsserie

Fotografie ist einfach großartig! Sie begeistert Menschen auf allen Kontinenten und ist für Jung und Alt gleichermaßen erlern- und durchführbar bis zum (bitteren) Ende – was für ein Erlebnis!

Ich möchte dein Interesse wecken, dir die wichtigsten Begriffe und Regeln vermitteln und dich voll und ganz motivieren, dich eingehender mit der Materie zu befassen! Denn es gibt noch so viel zu entdecken! Mit weiterführender Literatur und YouTube-Links kannst du in die faszinierende Welt der Fotografie eintauchen und dein Wissen erweitern.
Ich behandle physikalische und wissenschaftliche Aspekte gewissenhaft – so gut, wie es in diesem Rahmen möglich ist. Dennoch schreitet die Zeit voran und was heute richtig ist, kann morgen bereits der Vergangenheit angehören.

TEIL 1

1. Begriffe in der Fotografie
Die Fotografie hat – wie viele andere Berufe und Sportarten – eine eigene Sprache. Es ist sicherlich von Vorteil, sich mit den grundlegenden Begriffen dieser Sprache vertraut zu machen, um die Fotografie und die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Die Blende
Als Blende wird die Öffnung des Objektivs bezeichnet, durch die das Licht auf den Sensor fällt. Eine kleine – große Blendenzahl - Blende lässt wenig Licht auf den Sensor, was in einer größeren Schärfentiefe mündet. Die offene – kleine Blendenzahl – Blende lässt wenig Licht auf den Sensor und mündet in einer geringeren Schärfentiefe.
Je nach Objektiv reichen die Blenden von f/0.9 bis f/32. Jedes Objektiv verfügt über einen sogenannten Sweat-Spot. Dieser liegt meist um die f/5.6. Ab Blende f/10.0 kann die physikalisch begründete Beugungsunschärfe zunehmen.
Die mit der Blendenzahl einhergehende Schärfentiefe ist geeignet, das Bokeh zu erzeugen. Eine geringe Schärfentiefe erschwert die Fokussierung, belohnt jedoch mit einem butterweichen Bokeh oder angenehmen Bokeh-Bällen in Gegenlichtsituationen. Kleine Blendenzahlen werden vorwiegend in der Portrait-Fotografie genutzt, wohingegen große Blendenzahlen eher in der Landschaftsfotografie zu finden sind. Grundsätzlich jedoch können alle Blenden für alle Motivsituationen genutzt werden.
Bei den Zoomobjektiven gibt es zwei Ausführungen: eine feste minimale Blende über den gesamten Zoombereich und eine variable Blende, die von dem jeweiligen Zoombereich abhängig ist.
 
Blende

Die Schärfentiefe
Beim Fotografieren haben wir die Möglichkeit, eine einzige Schärfenebene exakt zu definieren, wobei alles davor und dahinter mehr oder weniger scharf abgebildet wird. Der Fotograf hat die Möglichkeit, die Lage der Schärfe und deren Ausdehnung zu beeinflussen. Dadurch hat der Fotograf die Möglichkeit, dem Betrachter die Intention des Bildes zu vermitteln, und der Betrachter kann sich auf die wesentlichen Elemente konzentrieren, die auf dem Foto zu sehen sind.


Es gibt drei mögliche Faktoren, mit denen wir die Schärfentiefe beeinflussen können, die wir auch alle gleichzeitig anwenden können. Um ein besseres Verständnis zu ermöglichen, werden die drei Faktoren nun nacheinander betrachtet: die Blende, die Brennweite und die Entfernung zum Objektiv.

Schärfentiefe

Die Brennweite

Die Brennweite ist die Entfernung in Millimetern zwischen der Mitte des Elements und der Brennebene. Dabei ist das Objektiv fest auf unendlich eingestellt. Bei einer Filmkamera ist die Brennebene der Film. Bei einer digitalen Kompaktkamera ist es die lichtaufnehmende Oberfläche des Sensors.


Moderne Objektive sind komplexer als ein einzelnes Element, haben aber trotzdem ein optisches Zentrum. Das ist der Punkt, den alle Lichtstrahlen passieren. Dort laufen sie auf ihrem Weg zum Sensor zusammen. Die Brennweite ist der Abstand zwischen der Mitte des Objektivs und dem Knotenpunkt.


Das erklärt, warum zwei Objektive unterschiedliche Abmessungen und trotzdem die gleiche Brennweite haben können: Es kommt nicht auf die Länge des Gehäuses an, sondern auf das Zentrum. Auch die maximale Blende ist wichtig.

Brennweite

Die ISO

Der ISO-Wert ist eine Einstellung beim Fotografieren, die angepasst werden kann. ISO bestimmt, wie viel Licht die Kamera einfallen lässt. Das hat Einfluss darauf, wie die Fotos ausgeleuchtet werden.


Die ISO-Werte wurden von der International Organization for Standardization festgelegt, um die Lichtempfindlichkeit eines Films anzugeben. Bei der heutigen digitalen Fotografie werden sie immer noch auf die gleiche Weise genutzt, um die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors anzugeben.


Die Verschlusszeit

Verschlusszeit ist der Begriff für die Zeit, die der Kameraverschluss offen ist. Sie wird entweder mechanisch oder elektronisch gesteuert.

Bei jedem Einstellen wird die Zeit, in der das Licht auf den Film oder Sensor fällt, halbiert. Die Zeitangaben auf dem Verschlusszeiteneinstellrad einer Kamera werden in umgekehrten Bruchteilen einer Sekunde angegeben.


Die folgende Zeitenreihe wird von Kameras angezeigt:

1 – 2 – 4 – 8 – 15 – 30 – 60 – 125 – 250 – 500 – 1000 – 2000 – 4000

Diese Darstellung ist üblich und gut zu merken. Die Reziprokwerte müssten allerdings so lauten:

1 – 2 – 4 – 8 – 16 – 32 – 64 – 128 – 256 – 512 – 1024 – 2048 – 4096 Wenn man die Belichtungszeit verkürzen will, muss man die Blende weiter öffnen. Dabei gilt: Eine Stufe der Blendenreihe entspricht einer Stufe der Zeitreihe.


Kameras mit elektronischem Verschluss können mehr verschiedene Belichtungszeiten einstellen als Kameras mit klassischem Verschluss. Man kann auch längere oder kürzere Verschlusszeiten einstellen. Im Automatikbetrieb geht das stufenlos.


In Kürze folgt der zweite Teil. Er befasst sich u.a. mit den Kamera-Modi.


©2024 Jürgen Pagel

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In der banalen Fotografie geht es nicht um das Ergebnis. Hier ist der Prozess des Fotografierens entscheidend. Oder eher die Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen und in einfachen Sachen das Schöne zu finden. Oder ein nur darum, Hässliches zu fotografieren. Ob der Betrachter das auch interessant findet, liegt nicht in der Macht, aber auch nicht in der Absicht des Fotografen. Keineswegs ist es eine Ausrede für schlechte Bilder und es geht nicht darum, schlechte Bilder schön zu reden. Banale Fotografie ist vielmehr eine Schulung für die eigenen Augen und Sinne.
Frau mit Kamera auf Safari
von Jürgen Pagel 4. November 2024
Du kennst das sicher. Jeder Fotograf und jede Fotografin kennt das - ein Tag der Lustlosigkeit. Am Wochenende Zahnschmerzen gehabt, das Knie schmerzt und der Rücken zwickt. Kein Bock zum Fotografieren. Eigentlich nicht weiter schlimm. Aber sich dem Hinzugeben ist mir zuwider. Also den Hund und die Kamera geschnappt und das 100mm f/1.5 von TTArtisan aufgeschraubt (M42 auf Adapter für den X-Mount) - also auf die Kamera, nicht auf den Hund. Das Wetter nicht so toll. Kalt, feucht und diesig, erst gegen Mittag kam die Sonne hervor.
Junge Frau mit einer Kompaktkamera in der Hand.
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Wir Fotografen wissen es schon längst: "Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf". Dieser mittlerweile "phrasenhafte" Satz, für den 5 Euro in's sogenannte Phrasenschwein geworfen werden müssen, ist einerseits richtig, andererseits jedoch erläuterungsbedürftig. Fotografieren hat enorm viel mit Sehen zu tun. Sehen lernen und sehen können ist der Schlüssel für spannende, emotionale, dokumentarische, erlebnisbehaftete und technisch gute Fotografien (gleiches gilt übrigens auch für die Videografie). Und zusätzlich zu der gehörigen Portion des Sehens kommt noch eine ordentliche Prise Licht dazu. Dieser Mix ist es, der neben der Bildbearbeitung, die eigentliche Fotografie ausmacht.
Kamera auf einer Landkarte liegend
von Jürgen Pagel 29. Oktober 2024
Einfach nur da sein. Da sein am Ort, auf der Straße, im Wald, auf dem Feld – egal. Wo auch immer. Das ist das wichtigste Rüstzeug für die Fotografie. Da sein. Wer immer nur in den eigenen vier Wänden sitzt, steht oder liegt, hat es komfortabel. Du machst heute das Gleiche wie gestern. Das ist sogar sehr komfortabel. Aber du bist nicht da. Nicht da, wo etwas ist, was sich nicht wiederholen wird, das einmalig ist. Nur jetzt und heute. Morgen ist es vollkommen anders. Es zählt einzig der Moment. Das Hier und Jetzt. Genau in diesem Moment.
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Der Sweet Spot bezeichnet den optimalen Einstellungswert der Blende beim Fotografieren. Dieser Wert wird auch als "förderliche Blende" oder "mittlere Blende" bezeichnet. Er ermöglicht eine optimale Abbildungsleistung sowie einen optimalen Kontrast.
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Fotografie ist nicht nur das Malen mit Licht, sondern vor allem das Festhalten eines Augenblicks. Eines Moments, der genau jetzt und hier so ist, wie er ist. Eine Sekunde später haben sich die Situation, das Wolkenbild, die Lichtwirkung auf das Motiv, vielleicht sogar das Motiv selbst sich verändert – meist nicht wiederholbar verändert.
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Ein gutes Bild fängt Aufmerksamkeit und sticht aus der Masse hervor. Ein gutes Bild vermittelt einen Inhalt, der die Aufmerksamkeit hält. Ein gutes Bild löst Emotionen aus, hat eine ästhetische Qualität und entspricht weitestgehend grafischen Gestaltungsregeln. Ein gutes Foto muss nicht jedem gefallen. Es hat für diejenige Person, die es angefertigt hat, i.d.R. einen besonderen Wert. Allein dadurch wird es bereits zu einem „guten“ Foto. Ganz offensichtlich ist dies bei Urlaubsfotografien und Familienfotos so. Außenstehende sind bei der Betrachtung von Familienfotos oftmals genervt, während die „Fotografen“ selbst regelmäßig in Begeisterung fallen. Das Interesse ist – wie bei allen anderen Bildern auch – ausgesprochen subjektiv. Was dem einen gefällt, muss einem anderen überhaupt nicht gefallen. Das Interesse an den Motiven ist folglich subjektiv.
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