6 Tipps zur besseren Bildgestaltung

Jürgen Pagel

Unsere heutige Gesellschaftsform bietet neben einer Vielzahl an Bequemlichkeiten v.a. viele Elemente des technischen Fortschritts: schnelles Internet, Mobiltelefone mit 43 MP-Kameras und Cloudspeicher von 1 TB und mehr. Das alles war vor 10 Jahren in dieser Form nicht vorstellbar.

Auch in der Fotografie sind die Fortschritte enorm. Technisch gibt es nahezu keine Grenzen mehr. Bis 1981 fotografierten wir ausschließlich analog. Auf der Photokina 1981 hielt erstmal die Digitalisierung Einzug und ist bis heute ein Fortschritt, über dessen Entwicklung man nur staunen kann. Vollformatsensoren, APS-C, MFT, 40 MP und mehr (seinerzeit waren das noch sensationelle 187.200 Pixel bei ISO 200), spiegellose Systemkameras usw. sowie eine Vielzahl vollautomatischer Programme nehmen uns nahezu jede Entscheidung ab. Und im Gegenteil zur üblichen Denkweise, dass mehr Freiheit auch mehr Kreativität fördert, denke ich genau andersherum: Je mehr Einschränkungen wir erfahren, desto größer ist die Kreativität!

Warum kreative Einschränkungen (creative constraints)?

Gehe mit einer Kamera mit Zoomobjektiv und im Automatikmodus (P,A oder S) nach Draußen und komme mit guten Bildern zurück. Was auf den ersten Blick leicht und verlockend klingt, wird – je mehr du darüber nachdenkst – schwierig werden. Du hast alle Freiheiten und doch stehst du ständig vor der Qual der Wahl. Was soll ich fotografieren? Welche Einstellungen soll ich wählen? Ist dieses Motiv das Richtige oder nicht besser doch das Andere? Vielleicht wirst du deine Speicherkarte vollknipsen, jedoch kein einziges brauchbares nach Hause bringen. Warum ist das so? Du hast alle Freiheiten dieser Welt, nichts limitiert dich und gerade das macht die Auswahl so schwierig.

Bekommst du statt dessen eine klar limitierte Aufgabe, beispielsweise „fotografiere ausschließlich etwas, wo man klare Linien erkennen kann“ oder „fotografiere maximal 36 Bilder bei deinem Fotowalk“, erfährst du eine Begrenzung deiner Möglichkeiten und bist gezwungen, dir genau zu überlegen, was du tust. Du wirst nach Linien suchen oder dir dreimal überlegen, ob du dieses Foto machst oder besser nicht.

Genau das sind „kreative Einschränkungen“! Klare Zielvorgaben und deren exakte Umsetzung. Das heißt ja nicht, dass du dir eine andere, bedeutsame Szenerie oder ein fantastisches Portrait entgehen lassen musst. Jedoch zwingt es dich in einen Rahmen, dem zu folgen, deine primäre Aufgabe sein wird. 

Dabei kannst du kreative Einschränkungen in zwei Kategorien einschränken:

    a) die Einschränkungen in Bezug auf die Komposition und

    b) Einschränkungen, die der Technik geschuldet sind.

Kompositionseinschränkungen

Die Kompositionseinschränkungen beziehen sich auf die Art und Weise, wie du deine Bilder komponierst und helfen dir dabei, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

1. Framing
Suche dir im Vordergrund einen Rahmen, der deinem Bild Tiefe verleiht. Das kann ein Torbogen sein. Oder rechts und links m Vordergrund einige Pflanzenkübel. Das leitet den Blick des Betrachters ganz bewusst auf dein eigentliches Motiv im Hintergrund.

2. Diagonale
Fotografiere nur Linien, die eine Diagonale durch deine eigentliche Bildkomposition darstellen. Oder ordne deine Subjekte so an, dass diese eine Diagonale ergeben. Gerade Linien geben einem Bild Halt, eine Orientierung und machen eine Bildkomposition ruhig, vertraut. Diagonale hingegen und schiefe Ebenen, Linien, bringen eine bewusste Unruhe ins Bild.

3. Kontrast
Der Kontrast ist ein wichtiges Gestaltungselement in der Fotografie. Die s/w-Fotografie lebt nahezu ausschließlich davon. Dadurch hebt sich dein Motiv vom Hintergrund ab. Der Blick des Betrachters wird automatisch auf den Punkt des höchsten Kontrastes geleitet.

Technische Einschränkungen

Technische Einschränkungen werden an der Kamera vorpositioniert. Das kann eine feste Brennweite sein. Oder die Einstellung Monochrom – also die bewusste Entscheidung, auf Farbe zu verzichten. Oder die ausschließliche Verwendung des manuellen Modus.

4. Feste Brennweite
Nichts ist einfacher als das – natürlich unter der Voraussetzung, dass du über eine Festbrennweite verfügst. Das kann ein 28mm-, ein 35mm-, ein 50mm- oder ein 85mm-Objektiv sein. Jedes dieser Objektive hat zweifelsfrei seinen eigenen Look. Du kannst nun nicht mehr zoomen und musst dir deine Komposition sozusagen „erlaufen“. Dein Auge wird sich an die verwendete Brennweite anpassen müssen und du bekommst einen anderen Blick für das Bild. Künftig wirst du sehr viel schneller zu „deiner“ Komposition finden. Berühmte Fotografen (z.B. Henri Cartier-Bresson) haben ihr Leben lang mit nur einem Objektiv gearbeitet, was zu ihrem einzigartigen Stil beigetragen hat. Smartphones haben in aller Regel übrigens auch eine feste Brennweite ;-).

5. Schwarzweiß-Modus
Kameras (auch Smartphones) verfügen in aller Regel über die Einstellungsmöglichkeit „Monochrom“ oder „s/w“ im Einstellungsmenü. Da du die Komplexität der Farbgebung deines Motives ausschließlich auf den Luminanzwert reduzierst, kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren, was deiner Bildkomposition zu Gute kommt. Stelle dabei den s/w-Modus ein, bevor du zu fotografieren beginnst. Das nachträgliche Konvertieren in den s/w-Modus bringt selten gute Ergebnisse.

6. Sechsunddreißig Fotos
Beschränke gleich zu Beginn deiner Fotosession die Anzahl der Bilder beispielsweise auf 36. Das wird dazu führen, dass du dir dreimal überlegst, ob du dieses Bild macht oder nicht. Du wirst deine Komposition noch einmal überdenken und vielleicht eine andere Position wählen. Oder du verzichtest ganz auf dieses Bild, weil es nicht dem Inhalt entspricht, den du dir vorgestellt hast.

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