A.2 Das Bildformat (klassisch 3:2, 5:4, 16:9, 1:1 u.a.) kann eine Bildaussage unterstützen oder sie negieren – abhängig vom Motiv und vom Zweck, der mit dem Bild erreicht werden soll. So wirkt ein quadratisches 1:1 aufgeräumt, weil das Längen- und Breitenverhältnis gleich ist. Ein 3:2 wird schnell langweilig, weil das ein klassisches, oftmals verwendetes Format darstellt. 16:9 wirkt hervorragend bei weiten Landschaften oder wenn die Absicht besteht, einen großen negativen Raum zu erzeugen, der das Motiv besser zur Geltung kommen lässt. Hier bleibt die Qual der Wahl beim Fotografen und seiner beabsichtigen Bildwirkung. Nachteil: im 1:1 fotografiert, wird im Nachhinein schwerlich ein 3:2 daraus. Dagegen lässt sich einem 3:2-Format allerlei erzielen – vorausgesetzt die Sensorauflösung ist für einen Beschnitt des Bildes ausreichend groß. Ansonsten muss beispielsweise mit Topaz AI nachgeholfen werden.
A.3 Linien sind wie das Licht ein führendes Element in der Fotografie. Linien geben einem Bild Struktur und lenken den Blick – zum Objekt hin oder von ihm weg.
A.4 Farben bestimmen unser Leben. Jeder konnte das an sich selbst schon beobachten, wie Farben Stimmungen, Aussagen und Gefühle beeinflussen. Dies funktioniert in beide Richtungen. Farben können Emotionen verstärken, aber auch abschwächen. Farben haben einen wesentlichen Anteil an der Bildaussage. Deswegen gilt die Fotografie in Schwarz-Weiß als sehr herausfordernd, weil sich dabei des Elements Farbe nicht bedient werden kann. Es kommt also einzig auf das Motiv und den damit verbundenen Kontrast an.
In Bezug auf Farben hat sich die Farbenlehre nach Itten durchgesetzt. Der von Johannes Itten 1961 veröffentlichte Farbkreis mit 12 Farben ist heute wohl das am häufigsten genutzte Ordnungsinstrument für Farben. Ihm gelang es, die Zusammenhänge zwischen den Farben mit seinem Farbkreis leicht verständlich abzubilden.
A.5 Ein Bild kann grundsätzlich in zwei wesentliche Räume aufgeteilt werden. Der positive oder negative Raum definiert, auf was in einem Bild die Aufmerksamkeit liegt. Hier den Begriff Fokus zu verwenden, wäre falsch. Es kann gewollt sein, den positiven Raum in der Unschärfe zu belassen, während Objekte im negativen Raum klar fokussiert sind. Letztendlich ist auch dabei wieder entscheidend, welche Bildaussage getroffen werden soll.
Welche Teile des Bildes ziehen die meiste Aufmerksamkeit auf sich? Welche sind eher hintergründig?
Bilder ohne eine solche räumliche Trennung wirken schnell überfrachtet, unruhig oder unausgeglichen – man sieht im wahrsten Sinne des Wortes den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Dagegen betonen Bilder mit einem hohen Maß an negativem Raum ein Motiv besonders.
A.6 Kontraste sind das Salz in der Suppe der Fotografie. Kontraste sind Gegenüberstellungen. Sie erzeugen Interesse, Spannung. Die Hauptkontraste sollten sich dabei beim Hauptmotiv befinden. Da sich Farben in den drei Bereichen Farbton (hue), Sättigung (saturation), Helligkeit (brightness) unterscheiden, wirken die Kontraste umso stärker, je weiter die Einzelwerte in den drei Kategorien auseinander liegen.
Bei einem Farbkontrast betont jede Farbe die Wirkung der anderen. D.h. deren charakteristische Eigenschaften werden gegenseitig herausgestrichen. Treffen diese Kontrastfarben aufeinander so verstärken sie sich gegenseitig. Allein das Thema Kontraste füllt Bücher. Ich möchte es im Zuge dieser kleinen Fotoschule dabei belassen, die Grundkenntnisse zu vermitteln. Dabei ist in der Bildbearbeitung Vorsicht angeraten. Manche neigen dazu, der Einfachheit wegen, den Kontrastregler zu bedienen. Das führt schnell zur unnatürlichen Farbgebung und einer überzogenen Kontrastierung des gesamten Bildes.
B.1 Muster und Strukturen sind beliebte gestalterische Elemente in der Fotografie, Das menschliche Auge liebt es aufgeräumt und harmonisch. Für die Bildwirkung ist es allerdings wichtig, dass sich ein Muster nicht zu oft wiederholt, denn das erzeugt beim Betrachter schnell Langeweile. Dabei sind auch der Bildwinkel und der Bildausschnitt entscheidend.
B.2 Die Textur ist eine Beschreibung der Beschaffenheit von Oberflächen, die ursprünglich aus der Textilindustrie stammt. Als Beispiel seien hier etwa Baumrinde, Sand, Rost, Mauerwerk, Graffiti, Stoffe und Oberflächen im Allgemeinen genannt. Oft entdeckt man erst auf den zweiten Blick den interessanten und zum Teil sehr komplexen, vielschichtigen Charakter dieser Motive. Deutlich wird das vor allem dann, wenn man den Regler „Struktur“ beispielsweise in Lightroom zum Einsatz bringt. Dabei werden Kanten geschärft, der Kontrast verstärkt und Details hervorgehoben. Die Textur wird somit zu einem wesentlichen Gestaltungselement.
B.3 Bewegungen bringen Dynamik (nicht im Sinne der Reichweite von dem hellsten zum dunkelsten Bereich des Bildes) in ein Bild. Dabei bestehen zwei Varianten, die diese Bewegung verdeutlichen. „Mitzieher“ bewirken ein scharfes Hauptmotiv bei einem verwaschenen Hintergrund. Gehaltene Aufnahmen von sich bewegenden Motiven bewirken einen scharfen Hintergrund oder ein scharfes Hauptmotiv, je nachdem, auf was der Fokus liegt. Beides ist möglich, wo bei die sogenannten Mitzieher viel Übung erfordern und deswegen regelmäßig geübt werden sollten.
B.4 Reflexionen gibt es überall, aber man muss seine Augen dafür schulen und sich seiner Umgebung bewusst sein, um reflektierende Oberflächen zu finden, die sich für die Fotografie nutzen lassen. Einige reflektierende Oberflächen, wie Seen, Pfützen oder Fenster, sind unbeweglich. Das heißt, dass man sich bewegen muss, um den richtigen Winkel zu finden.
Bei jeder Reflexion kann man mit der perspektivischen Höhe spielen. Manchmal muss man tief in die Hocke gehen, um die Reflexion passend zum Hauptmotiv darzustellen.
Reflexionen machen ein Bild auf jeden Fall für den Betrachter spannend.
B.5 Die Pose spielt vor allem in der Portrait- und Peoplefotografie im Besonderen eine große Rolle für die Bildwirkung und kann als ergänzendes, gestalterisches Element den Ausdruck eines Bildes enorm beeinflussen. Breitbeinige Posings mit in der Taille abgestützten Händen vermitteln beispielsweise eher Stärke und Überlegenheit als Verträumtheit und spielerische Leichtigkeit.
Fazit
Jedes dieser Bildgestaltungselemente kann ein Bild in seinem Ausdruck, in dem, was damit dem Betrachter gegenüber erreicht werden soll, vollkommen verändern. Zum Positivem wie zum Negativem. Deswegen gehören die sechs Grundelemente der Bildgestaltung zum Handwerkszeug eines jeden Fotografen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Du mit dem Handy oder mit einer professionellen Kamera fotografierst. Auch das verwendete Objektiv ist dabei nur zweitrangig, denn es hat (bis auf bauartbedingte Besonderheiten) nur geringen Einfluss auf die Farbe, die Linien, die Kontraste und andere Gestaltungsmöglichkeiten.
Bevor Du also mit Deiner Kamera und/ oder Deinem Objektiv haderst, mit Deinen Bildern nicht zufrieden bist und Dich mit dem Gedanken trägst, Dir neues Equipment zuzulegen, solltest Du Dich eingehend mit den Gestaltungsmöglichkeiten befassen, um das Optimum aus Deinen Fotografien herauszuholen.
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